Johann von Bodenhausen, Landvogt an der Eder

Eine Zeitreise  durch die Althessische Ritterschaft, die 1532 durch Landgraf Phillip von Hessen gegründet wurde, erlebte am 20. März 2015 der Frankenberger Geschichtsverein bei einem Vortrag von Professor Dr. Gerhard Aumüller in der nahezu voll besetzten Mauritiuskapelle des Frankenberger Heimatmuseums. Seinen Schwerpunkt legte der Referent auf die Biographie von Johann von Bodenhausen (1570 – 1612), den Landgraf Moritz von Hessen 1606 zum Landvogt an der Eder berief.

Ausführlich schilderte Prof. Aumüller die Jugendjahre des Adligen, der bei Witzenhausen geboren wurde und in Marburg Jura studierte. Er berichtete von dessen Reisen nach Italien und Frankreich und von der Zeit, als von Bodenhausen als Hofmeister an der Hofschule Prinzenerzieher in Kassel war, und als  Gesandter beim König von Frankreich.

 
 
Unter den Gästen beim Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Aumüller war auch die Literaturwissenschaftlerin Dr. Maria von Katte, deren Mutter eine geborene von Bodenhausen war. Fotos: Völker
 

Durch Landgraf Moritz wurde der hochintelligente Adlige mit vielen weiteren wichtigen diplomatischen Aufgaben betraut. So auch zur Begleitung einer Gesandtschaft zum Kaiser nach Prag, bis er schließlich 1606 zum Landvogt an der Eder ernannt wurde. In seine Amtszeit in Frankenberg fielen auch die umfangreichen Um- und Neubauarbeiten der heruntergekommenen Klosteranlagen des Klosters Georgenberg zum weltlichen Amtssitz.

Die letzte Bewohnerin des Klosters war bereits am 25. November 1581 verstorben. Im 16. Jahrhundert diente  das Kloster wegen der Pest mehrfach als Ausweichquartier der Universität Marburg, letztmalig im Jahre 1611. Zu den Aufgaben des Landvogtes gehörten vor allem auch die Gerichtsbarkeit, darunter  auch die Behandlung von Beschwerden der Bauern der umliegenden Dörfer wegen zu hoher Belastungen durch den Ortsadel.

 
 
In Amönau bei Wetter erinnert heute noch das Lusthäuschen an den Landvogt Johann von Bodenhausen.
 

Bereits 1607 erwarb Johann von Bodenhausen ein Rittergut in Amönau  bei Wetter. Trotz „Leibesunvermöglichkeit“ und „großer Haubtschmerzen“, über die er schon 1603 klagte und damit die Ernennung zum Hofmarschall unter Landgraf Moritz mit großem Bedauern ablehnte, stimmte er am 4. Juli 1612 der Ernennung zum Regierungspräsidenten in Marburg zu. Bereits kurze Zeit später verstarb er im gleichen Jahr am 30. September mit 42 Jahren.  Beerdigt wurde er in der Pfarrkirche St. Marien in Marburg im Grab seines Schwiegervaters.

Zur Erinnerung an Johann von Bodenhausen wurde 1615/1617 das „Lusthäuschen“  in Amönau gebaut, das später zur Vorlage für die Zeichnung von Ubbelohde und schließlich als Bilddarstellung für das Märchens Rapunzel bekannt wurde.

Jürgen Siegesmund