Wilhelm Dilich als begabter „Abreißer“ und Illustrator

Aus der Sicht eines Sammlers, der seit vielen Jahren das druckgrafische Werk Wilhelm Dilichs zusammen getragen hat, würdigte der Frankenberger Zweigverein in der Maurituskapelle des Heimatmuseums den großen Meister. Jörg Eicken, Oberstudienrat aus Korbach, schilderte anhand von vielen Bildbeispielen den ungeheuren Fleiß, die Wiedergabegenauigkeit und die Lebendigkeit der Darstellungen, mit denen Wilhelm Dilich (1572-1655) seine Städteansichten, Ritterspiele und Kartenwerke illustrierte.

Viele der grafischen Arbeiten des 1572 im hessischen Wabern als Wilhelm Scheffern geborenen Dilich hatte Eicken nach Frankenberg im Original mitgebracht, so auch die „Hessische Chronica“ von 1605. Schon die 1591 verfasste historisch-geografische „Beschreibung des ganzen Hessenlandes“ von Dilich bot die früheste umfassende Sammlung von wirklichkeitsgetreuen Ansichten hessischer Städte. Von Hofgeismar bis Darmstadt, von St. Goar bis Schmalkalden hat der zwanzigjährige Student das Land durchwandert und für 46 hessische Städte den Anblick, den sie damals boten, mit seinen Federzeichnungen festgehalten. Als besonders gelungene Beispiele zeigte Jörg Eicken Dilichs Zeichnung sowie den Stich von Frankenberg, die er mit Abbildungen anderer Kupferstecher verglich.


Großes Interesse fand die Ausstellung der kostbaren Dilich-Originale, die Jörg Eicken (rechts) ins Heimatmuseum mitgebracht hatte. Links im Bild Ruth Piro-Klein und Helmut Wirwahn vom Frankenberger Zweigverein. (Fotos: Völker)

Dilich, so berichtete Eicken, hat sein Werk dem gleichaltrigen Erbprinzen Moritz gewidmet. Als dieser im folgenden Jahre zur Regierung gelangte, nahm er den jungen Künstler mit der fürstlichen Besoldung von 200 Gulden als „Abreißer“ (Zeichenkünstler) in seinen Dienst und verpflichtete ihn, „alles dasjenige, was wir ihm sowohl an anderer Herren und fremder Potentaten als auch unser selbsten Städten und Landen abzureißen und zu contrafaien befehlen werden, mit allem Fleiß abzureißen und in formam zu bringen“.
Diesem Auftrag sei Dilich gewissenhaft nachgekommen.

Eicken zeigte auch Fotos von den hervorragenden „Landtafeln“ von Hessen, die Dilich 1607 in Angriff nahm, aber nicht vollenden konnte. Weil er mit diesem Auftrag, der „Abreißung“ des Landes in einem umfangreichen Kartenwerk, mit seinen Kräften offensichtlich überfordert war, trat Wilhelm Dilich 1625 als Oberlandbaumeister in kursächsische Dienste über und zeichnete für den dortigen Kurfürst Johann Georg I. eine umfangreiche Serie sächsischer Städteansichten.


Diese Ansicht von Frankenberg mit dem noch vorhandenen Teich und der Burg als Ruine zeichnete Wilhelm Dilich Ende des 16. Jahrhunderts.