Entdeckungen auf der hessischen „Keltenstraße“

Den Spuren der Kelten folgten mit einer Eintagesfahrt die Mitglieder des Frankenberger Zweigvereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. Sie besuchten die Ausgrabungen des Keltendorfes bei Glauberg in der Wetterau und Bad Nauheim mit seiner keltischen Vorgeschichte.

Bei dieser Fahrt wurde den Geschichtsfreunden deutlich, dass man nicht wie landläufig üblich, nur von „den“ Kelten sprechen kann, sondern dass es sich hier um eine europaweite Kultur über einen Zeitraum von rund 600 Jahren handelt. Aus heutiger Sicht wird diese weit bis in das 6. Jahrhundert vor Christi entfernte Zeit wie eine geschlossene Epoche betrachtet, so als wolle man den Zeitraum von Christoph Kolumbus bis Albert Einstein in einem Atemzug nennen.

Ausgangspunkt der Exkursion war der Glauberg bei der gleichnamigen Ortschaft mit dem Fürstengrabhügel. Wie Georg Brehm vom Archäologischen Verein Glauberg der Besuchergruppe erläuterte, habe die Freilegung zwischen 1994 und 1997 den Glauberg auf einen Schlag als archäologische Sensation zu einem der wichtigsten keltischen Fundplätze Europas gemacht. Nach und nach habe der Boden bei den Ausgrabungen die Reste zweier Grabhügel aus frühkeltischer Zeit und die Spuren eines ebenfalls vor gut 2400 bis 2500 Jahren errichteten umfangreichen Systems von Gräben und Wällen frei gegeben.

Von besonderem Interesse für die Frankenberger Besuchergruppe waren die Fundstücke aus den reich ausgestatteten Gräbern im Glauberg-Museum des Archäologischen Vereins. Hier ist auch die, wenn auch nur als Kopie, am Glauberg gefundene lebensgroße Sandsteinfigur eines Keltenfürsten zu sehen. Die wesentlichen Fundstücke, wie beispielsweise die kultische Kappe des Fürsten mit den übergroßen „Ohren“, werden zurzeit bei beim hessischen Landesdenkmalamt in Wiesbaden restauriert. Der Bau eines großen Museums ist geplant.
Zu den weiteren Entdeckungsorten des Frankenberger Geschichtsvereins auf der Keltenstraße war die Stadt Bad Nauheim, unter der die Reste einer großen Menge keltischer Salzsiedeöfen ruhen. Auf die mehr als 2000jährige Geschichte der Solenutzung auf dem Gebiet von Bad Nauheim verweisen heute noch unter anderem die seit dem 18. Jahrhundert unübersehbaren Gradierwerke hin. Gerade in Bad Nauheim werden die Archäologen bei Bauarbeiten immer wieder fündig. Seit mehr als 150 Jahren und besonders seit zehn Jahren werden hier im großen Stil die keltischen Siedeplätze vom hessischen Landesamt für Denkmalpflege ausgegraben. Bei einer Führung durch den Sprudelhof und die Kuranlagen mit einem Siedofenmodell wurde den Gästen aus Frankenberg die Bedeutung des Salzes als weißes Gold der Kelten deutlich.

Auf ihrer Rückfahrt machten die Mitglieder des Frankenberger Geschichtsvereins noch einen kleinen Abstecher nach Nieder-Weisel, einem Stadtteil von Butzbach, um dort einen bereits im vergangenen Jahr in Wiesenfeld gehaltenen Vortrag über den Johanniterorden zu vertiefen. In Nieder-Weisel befindet sich heute das Johanniter-Ordenshaus, das organisatorische und geistliche Zentrum des Johanniterordens in Deutschland, mit der einzigen Kirche im Besitz des Ordens. Diese spätromanische Komturkirche aus dem 13. Jahrhundert, die seit 1867 wieder im Besitz des Johanniter-Ordens ist, dient heute den hessischen Ordensbrüdern als Versammlungs- und Gottesdienstort bei Rittertagen. J. Siegesmund

 

Aufmerksam verfolgten die Frankenberger Besucher am Fürstengrabhügel die Erläuterungen von Georg Brehm vom Archäologischen Verein Glauberg.

 

Ein imposanter Blick in die Landschaft bot sich der Besuchergruppe bei der Besteigung des Fürstengrabhügels (im Bild rechts).

 
 

Im Bad Nauheimer Sprudelhof ließ Gästeführer Werner Euler (links) die bereits in der Keltenzeit ausgeprägte Tradition der Salzgewinnung vor den Augen der Zuhörer sichtbar werden.