Das Frankenberger Land verfügt über
eine Fülle an kultur- und baugeschichtlich wertvollen Kirchbauten,
deren Vielfalt entscheidend in den letzten 300 Jahren geprägt
wurde. Über 50 dieser Gotteshäuser stellte Dr. Jürgen
Römer (Sachsenberg) in einer Vortragsveranstaltung des Frankenberger
Zweigvereins für hessische Geschichte und Landeskunde in der
Mauritiuskapelle des Heimatmuseums in Wort und Bild vor.
„Jede Kirche für sich ist, unabhängig von ihrem
Alter, ein historischer Zeuge für architektonische Vorstellungen
einer Epoche, für Formen des Gottesdienstes, für die Verbreitung
kultureller Strömungen, für soziale, wirtschaftliche und
auch rechtliche Bedingungen der Bauzeit und für die allgemeine
Geschichte der Dörfer und der Region“, erklärte
der Historiker, der sich während einer mehrjährigen Gutachtertätigkeit
im Archiv der Ev. Landeskirche von Kurhessen-Waldeck vor allem mit
Fragen der Baulastverpflichtung der Gemeinden befasst hat.
Dabei stellte Dr. Römer unter anderem fest, dass sich nach
dem Dreißigjährigen Krieg mit seinen Spätfolgen
die staatlichen Rahmenbedingungen so verbesserten, dass eine effektivere
Verwaltung nun auch den armen Dörfern mit einer gewissen Regelmäßigkeit
öffentliche Mittel für den Kirchenbau zur Verfügung
stellen konnte. Die Bausubstanz der kleinen mittelalterlichen Kirchen
hatte sich derart verschlechtert, dass eine Welle von Neubauten
zwangsläufig anstand. Dies ließe sich auch auf das 20.
Jahrhundert übertragen, wo sich bei einigen der Kirchen des
18. Jahrhunderts eine Renovierung nicht mehr lohnte, sodass sie
durch Neubauten ersetzt wurden.
„Im Zuge allgemein zwar langsam, aber auf lange Sicht gesehen
stetig sich verbessernder Lebensbedingungen legten die Einwohner
vor allem der eingepfarrten Dörfer Wert darauf, ein eigenes
Gotteshaus am Ort zu bekommen, um die zum Teil mühseligen Kirchwege
zu vereinfachen“, berichtete Dr. Römer. Er schilderte
dies an einigen ausgewählten Beispielen von Kirchbauten aus
der Region besonders eindrucksvoll.
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