Mausefallen und ein „Zierenberger Bankraub“

Zeitzeugen erinnerten sich an die Gründung des Frankenberger Heimatmuseums vor 50 Jahren

Frankenberg. Auf dem Polizeiwagen wurde der zerbeulte Kronleuchter aus Basdorf abgeholt, und wer ihn sah, schüttelte nur mit dem Kopf. Aber Kreishauptsekretär Georg Merkel bog die Drähte mit den Kerzenhaltern wieder zurecht, und heute hängt das Schmuckstück in der Mauritius-Kapelle des Kreisheimatmuseums. Viele Anekdoten, Fotos, Erlebnisse und Augenzeugenberichte fügten sich zu einem bunten Bild des Kreis-Heimatmuseums vor 50 Jahren zusammen, als am 21. September 2002 der Geschichtsverein und der Verein Kreis-Heimatmuseum Frankenberg im Rahmen des Jubiläums zu einem Nachmittag mit Zeitzeugen eingeladen hatten.

„Handelt ihr auch schon mit Altwaren?“ musste sich der junge Gendarm Manfred Bode 1952 spöttisch fragen lassen, als er auf seinem Mercedes-Dienstwagen mit Pritsche aus den Dörfern des Altkreises Frankenberg die Exponate herbei holte, darunter auch den besagten Kronleuchter oder eine altmodische Mausefalle mit Holzklötzen. In der Rückschau „Geschichte mit Augenzeugen“ schilderte der Polizei-Hauptmeister a. D., wie gut damals die Zusammenarbeit zwischen dem Landratsamt, den Bürgermeisterämtern auf den Dörfern und dem Polizei-Kommissariat war, dessen erste Diensträume sich nach dem Krieg im heutigen Museumsflügel des Landratsamtes befanden, allerdings noch in aller Enge und mit eingezogener Zwischendecke in der Kapelle.

Heinz-Otto Landau, ehemaliger Verwaltungsdirektor beim Kreis Waldeck-Frankenberg, war vor 50 Jahren der Jüngste von drei Lehrlingen, und deshalb musste er mit Besen und Wasserschlauch mithelfen, gusseiserne Ofenplatten von Philipp Soldan von grobem Schmutz zu befreien. Georg Merkel, der später das Museum von 1965 bis kurz vor seinem Tod 1977 leitete, zog ihn dazu selbst am freien Mittwochnachmittag heran. Landau erinnerte in der Veranstaltung des Geschichtsvereins auch daran, wie der geschichtsbewusste Altbürgermeister Hugo Dertz mit seiner Stimme im Kreistag die knappe Mehrheit für den Museumsumbau herbeiführte – immerhin war der Kreis, den gerade der Krankenhausneubau drückte, mit 18000 DM an den Kosten beteiligt. Philipp Soldans 33 Balkenköpfe von 1529 aus der Liebfrauenkirche fanden als erste im Museum ihren Platz.

Wie sehr der damalige Landrat Dr. Ulrich Stapenhorst zum „Motor des Heimatmuseums“ wurde, schilderte als Zeitzeuge der ehemalige Leiter des Rechnungsprüfungsamtes, Heinrich Mengel (Frankenberg). Bereits in seiner ersten Amtszeit (1912-1921) hatte sich Stapenhorst an den Bemühungen des Frankenberger Zweigvereins für hessische Geschichte und Landeskunde beteiligt, eine „Ausstellung von Altertümern“ zu schaffen, deren Grundstock aus Anlass der Hauptversammlung des hessischen Geschichtsvereins 1911 im Königlichen Lehrerseminar Frankenberg gelegt worden war. Diese Sammlung wurde nach dem Ersten Weltkrieg zeitweilig in der Frankenberger Stadtschule untergebracht.

Schon 1882 hatte die Stadt bereits ihre berühmte Ratsherrenbank des Frankenberger Formenschneiders Philipp Soldan für 150 Mark an den „Conservator des hessischen Geschichtsvereins“, Ludwig Bickell, in Marburg verkauft, der mit seiner äußerst umfangreichen Sammlung den Grundstück für das heutige Universitätsmuseum im Marburger Schloss legte. Das wertvolle Stück ging 1913 nach Kassel ins Hessische Landesmuseum über, wurde im Zweiten Weltkrieg wegen der Bombengefahr nach Zierenberg ausgelagert – und aus der dortigen Kirche holte es der beherzte Frankenberger Bürgermeister Wilhelm Falkenstein 1948 wieder in seine Heimatstadt zurück, sodass die Bank später dort im Heimatmuseum gezeigt werden konnte. Man sprach damals scherzhaft vom „Zierenberger Bankraub“ – und so blieb es nicht aus, dass das kunstvolle Möbelstück nach Wiedereinrichtung des Landesmuseums wieder dorthin zurückgegeben werden musste.

Angesichts der reich gefüllten Magazine in Kassel sollte sich der Kreis Waldeck-Frankenberg bemühen, dieses mit Frankenberg so eng verbundene Exponat wenigstens als Leihgabe wieder in das Kreis-Heimatmuseum zurückzuholen, meinten die Teilnehmer der Jubiläumsveranstaltung in der Mauritus-Kapelle von St. Georgenberg. „Ganz legal und offiziell, natürlich“, versicherten die Freunde des Heimatmuseums.

Augenzeugen: Mit großem Vergnügen erinnerten sich Hans-Otto Landau und Manfred Bode daran, wie sie vor 50 Jahren dem Kreishauptsekretär Georg Merkel beim Herrichten dieser hölzernen Mausefalle halfen. Von solchen Geräten stammt der Satz „Da beißt die Maus kein’ Faden ab!“ FOTO: VÖLKER