Feuerzangenbowle zum Filmtheater-Geburtstag

Mit einer zünftigen Feuerzangenbowle als Hommage an den gleichnamigen Rühmann-Klassiker feierten Mitglieder und Gäste des Frankenberger Geschichtsvereins in ihrer Veranstaltungsreihe „Geschichte mit Augenzeugen“ am 7. November 2004 das 50-jährige Bestehen des Thalia-Filmtheaters. Im Foyer des Kinos wurden sie von Besitzer Wilhelm Ortwein empfangen, bevor sie dann in roten Plüschsesseln mit Dias, Augenzeugenberichten und Filmstücken Rückblick auf Frankenberg vor 50 Jahren halten konnten. Dabei wurden auch eigene Kindheits- und Jugenderinnerungen wach.

Rückblick: Als am 22. Oktober 1954 das Thalia-Kino durch Wilhelm Ortwein eingeweiht wurde, war dies durchaus nicht der Beginn der Frankenberger Kinogeschichte. Sein Enkel und heutiger Inhaber Wilhelm Ortwein entführte die Zuhörer weit zurück in die Geschichte des Films im allgemeinen und in die 84-jährige Frankenberger Kinovergangenheit, die gleichzeitig auch die Kinogeschichte der Familie Ortwein ist. Dabei erinnerte er an die Anfänge der Sonnenlichtspiele am Frankenberger Marktplatz, wo heute der Hoteleingang zu Ratsschänke ist. Hier hatte sein Großvater seiner angrenzenden Metzgerei und Gaststätte das erste Kino eröffnet.


Mit einer Feuerzangenbowle, alten Kinoplakaten und einer kleinen Ausstellung wurden die Gäste im Thalia-Theater empfangen. Das Foto zeigt von links Martha Paar, die sich noch an die Kinoeröffnung 1954 erinnern konnte, Ruth Piro-Klein, Doris Reinius, Olaf Reinius, Jutta Ortwein, Wilhelm Ortwein, Erika Aab und Karl-Hermann Völker. (Foto: Theiß)

Zwar gab es unter den Besuchern der Geschichtsvereinsveranstaltung vereinzelt auch Zuhörer, die sich noch an die Zeit der Sonnenlichtspiele erinnern konnten, aber besonders lebhaft wurden die Erinnerungen an die Kinozeit mit Beginn des neuen Thalia-Kino in 1954 lebendig. "Was gab es schon für Abwechslung? Also ging es Samstagabends ins Kino, auch wenn wir bei den englischsprachigen Filmen mit deutschen Untertiteln nicht alles so richtig verstanden haben, da die Schrift oft schneller wechselte, wie wir lesen konnten," wusste Besucher Heinrich Mengel zu berichten. Natürlich kam bei den Erinnerungen auch die noch heute beliebte letzte Kinoreihe zur Sprache.


Ein Dank des Geschichtsvereins durch zweite Vorsitzende Ruth Piro-Klein (links) an Jutta und Wilhelm Ortwein (Mitte) für die eindrucksvolle Präsentation 50 Jahre Thalia-Kino in Frankenberg, rechts Karl-Hermann Völker. (Foto: Siegesmund)

Sehr anschaulich waren die Schilderungen von Kurt-Willi Julius, der sich zwischen 1978 bis 1982 während seiner Studienzeit gelegentlich vertretungsweise als Filmvorführer im Sonnen- oder Thalia-Kino ein paar Mark verdiente. "Viel gesehen habe ich damals nicht von den Filmen, denn die Geräte mit den Kohlenfadenlampen, die aus der Zeit der ersten Sonnenlichtspiele stammten und nunmehr schon rund 30 Jahre alt waren, erforderten ständig die volle Aufmerksamkeit des Vorführers. Dennoch, für mich als Liebhaber alter Vorführgeräte war damals der Umgang mit diesem alten Gerät das Größte.“

Für eine ausgefallene Filmvorführung sorgte auch Wilhelm Ortwein. Er hatte eigens für den Besuch des Geschichtsvereins alte Filmsequenzen, Ausschnitte aus alten Wochenschauen und Werbeeinblendungen aus den 1950er Jahren zusammengeschnitten. Filmplakate aus der Anfangszeit des Thaliakinos und eine kleine Ausstellung über 50 Jahre Thalia-Kino rundeten den gelungenen Beitrag zur Geschichte mit Augenzeugen ab. Jürgen Siegesmund


Vor rund 25 Jahren hatte Kurt-Willi Julius als Student vertretungsweise die Filme auf Rollen im Thalia-Kino vorgeführt. Jetzt schaute er sich die modernen Filmteller an, die keinen Rollenwechsel mehr benötigen. (Foto: Siegesmund)