Franzosen stürmten die Stadt. Lothar Finger schilderte Frankenberg im Siebenjährigen Krieg

Der Siebenjährige Krieg (1756 - 1763) traf Frankenberg wie eine „Heimsuchung“, besonders als 1760 französische Truppen die Stadt besetzten und später sogar zur Garnisonstadt machten. Welche Bedeutung dieser Krieg für die damaligen beteiligten europäischen Großmächte Preußen und Großbritannien sowie auf der gegnerischen Seite Österreich, Frankreich und Russland hatte, machte im November 2016 beim Frankenberger Geschichtsverein Lothar Finger, selbst Mitglied des Vereins, bei einem öffentlichen Vortrag in der bis auf den letzten Platz besetzten Mauritiuskapelle des Frankenberger Heimatmuseum deutlich.

 
 
Stadtmauer und viele Wehrtürme: Gemeinsam präsentierten im Kreis-Heimatmuseum Frankenberg Referent Lothar Finger, Museumsleiter Heiner Wittekindt und Ruth Piro-Klein vom Geschichtsverein das historische Bild von Frankenberg als vermeintlich wehrhafte Stadt aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges. Fotos: Siegesmund
 

Mit Hilfe verschiedener Medien in Bild und Ton ging Lothar Finger zunächst auf die politischen und kolonialen Gegensätze ein, die letztlich zum Ausbruch eines Krieges geführt hatten. Sein Ausmaß und seine Folgen seien heute kaum noch im allgemeinen Bewusstsein. Der Referent fesselte die Zuhörer mit seinen Ausführungen über die kriegerischen Ereignisse im nordhessischen Raum, insbesondere aber in Frankenberg.

 
 
Im Anschluss an den Vortrag von Lothar Finger gab es eine lebhafte Diskussion über die Verteidigungsmöglichkeiten der Stadt im 18. Jahrhundert.
 

Bereits in 1759 waren zwei französische Heere mit 70 000 Soldaten in Korbach einmarschiert. Während die Truppen vor den Toren der Stadt Zelte aufgeschlagen hatten, musste die Stadt 56 Generäle mit Gefolge und Marketenderei beherbergen. Die Kilianskirche wurde in ein Lazarett für 500 Verwundete umgewandelt.
„Hätte die Stadt Frankenberg konsequent ihren Stadtmauer- und Wehrtürmeausbau fortgesetzt, hätten die Franzosen die Stadt im August 1762 nicht einfach überrennen können“, so die strategische Analyse von Lothar Finger, selbst ehemaliger Berufssoldat bei der Bundeswehr. In seinen Ausführungen bezeichnete er es als eine Mär, dass Frankenberg durch seine Berglage und seine Mauern uneinnehmbar gewesen sei.

 
 
Den Zustand des Befestigungssystems der Stadt Frankenberg mit seinen Türmen und Stadttoren zeigt dieser Katasterplan von 1777. Die Stadtmauer weist deutliche Lücken auf.
 

Um ein Bild von der geographischen Lage der Stadt zu vermitteln, präsentierte Finger den Vortragsbesuchern ein Video, das Frankenberg aus der Luft zeigte. Der Behauptung der Uneinnehmbarkeit trat er an Hand von Bildüberblendungen (realer Sachstand und zeitgemäß erforderliche Befestigungen) deutlich entgegen. So konnten im August 1762 die Franzosen durch die Schwachstelle Geismarer Tor Stadt und Burgberg erobern. Was folgte, waren Plünderungen, Repressalien gegen die Frankenberger Bürger und Zwangsversorgungen der feindlichen Soldaten. 

Jürgen Siegesmund