Annette Viessmann, Schirmherrin

Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung „Philipp Soldan – Bildhauer der Reformation“ am Sonntag, 16. Juli 2017, in der Schirn des historischen Rathauses

 

Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, wie Sie unschwer erkennen können, habe ich die Schirmherrschaft für das Projekt „Philipp Soldan – Bildhauer der Reformation“übernommen und freue mich, mit Ihnen zusammen diese bedeutende Ausstellung zu eröffnen.

Heute ist ein großer Tag für die Stadt Frankenberg und das Frankenberger Land! Denn diese Ausstellung, wird den Menschen in der Region bewusst machen, dass in Frankenberg vor 500 Jahren Geschichte geschrieben worden ist.

Das verdanken wir dem Formenschneider Philipp Soldan, der als Zeitgenosse von Martin Luther und dem hessischen Landgraf Philipp dem Großmütigen unmittelbar an der Verbreitung der Reformation in Hessen beteiligt war.
                                                                                                                                                                                                                             
Philipp Soldan, meine Damen und Herren, war ein herausragender Künstler mit vielfältigen Talenten. Deshalb wurden jetzt in Frankenberg drei geschichtsträchtige Orte ausgewählt, wo wir die Bandbreite seines künstlerischen Werkes präsentieren können.

Das ist zum einen dieses historische Rathaus, in dem nicht nur die Ausstellung beginnt, sondern das auch selbst Objekt ist, denken Sie nur an die herrlichen Narrenköpfe über den Eingangstoren, dann das Haus am Geismarer Tor mit seinem mittelalterlichen Speicher, und natürlich das Museum im Kloster Frankenberg, welches ja schon  vor der Ausstellung einen Teil seines Werkes präsentiert hat. Hier werden zum ersten Mal seit 1952 alle 32 Balkenköpfe der Empore in der Liebfrauenkirche komplett präsentiert.

Soldan war Bildhauer und Formenschneider, der vor allem Modeln aus Birnbaumholz geschnitzt hat, aus denen dann in den Eisenhütten des Klosters Haina Ofenplatten mit kunstvollen Reliefdarstellungen abgegossen wurden.

Meist hat er sich dabei biblischen Motiven gewidmet. So sorgten die aus den gusseisernen Platten zusammengesetzten Öfen nicht nur für warme Stuben, sondern vermittelten ihren Betrachtern, die in der damaligen Zeit häufig nicht lesen konnten, gleichzeitig auch biblische Botschaften, ganz im Sinne Martin Luthers. Dieser wünschte sich: „… das man Gottes werck und wort an allen enden und Ymer vor Augen hette.“

Auf diese Weise ist die „Bibel in Eisen“ entstanden. Ein künstlerisch-technisches Produkt, das von Frankenberg ausgehend die hessische Reformation in die Welt getragen hat.

Philipp Soldan hat viele Meisterwerke geschaffen, auch über den biblischen und reformatorischen Kontext hinaus. Darunter Gedenksteine und Grabplatten aber auch Dinge,  die für den täglichen Gebrauch bestimmt waren, wie z.B. die heute in Kassel befindliche Frankenberger Ratsherrenbank.                                        

Und nicht zuletzt Objekte, die wesentliche Veränderungen und Umwälzungen im sozialen Bereich seiner Zeit dokumentieren. Als Beispiel möchte ich nur auf den Philippstein in der Klosterkirche in Haina verweisen, der zu den wichtigsten Kunstwerken der Reformation in Deutschland zählt. Er steht für die von Landgraf Philipp veranlasste Umwandlung  der hessischen Klöster in Hospitäler und Armenhäuser.

Gewiss wäre es übertrieben, Soldan mit Albrecht Dürer zu vergleichen. Aber ihn als hessischen Cranach zu bezeichnen, hat sicher seinen Reiz.

Über Soldans Leben ist leider wenig bekannt. Und sehr wahrscheinlich wäre auch sein künstlerisches Werk längst vergessen, wenn es  nicht durch die Historiker Ludwig Bickell und Albrecht Kippenberger wiederentdeckt und erforscht worden wäre.

So steht der große Sohn unserer Stadt heute im Mittelpunkt und wir wollen ihn mit der eröffneten Ausstellung ehren. Die hessische Reformation wird durch sie allen großen und kleinen Besuchern in einmaliger Weise nahe gebracht.

Ich möchte mich bei all denjenigen sehr herzlich bedanken, die sich so liebevoll und mit großem Engagement an der Planung und Umsetzung dieses großartigen Projekts beteiligt haben, ganz besonders beim Kuratorenteam unter der Leitung von Frau Dr. Birgit Kümmel. Mein Dank gilt aber auch allen Sponsoren und Unterstützern, ohne die ein solches Projekt nicht möglich gewesen wäre.
                                  
Der Ausstellung selbst wünsche ich großen Erfolg und viele begeisterte Besucher.

Vielleicht ist es sogar einmal möglich, die „Bibel in Eisen“ als Dauerausstellung in Frankenberg einzurichten. Dann hätte Frankenberg, wie Bürgermeister Heß vorgeschlagen hat, den Beinamen „Philipp Soldan Stadt“ mehr als verdient.

Frei nach Martin Luther möchte ich schließen: „Tritt fest auf, machs Maul auf, hör bald auf!“

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.