Kirche und Geschichtsverein erinnerten an Dietrich Bonhoeffer

Ein Brief vom 11. April 1944 aus dem Gefängnis Tegel, Bilder von Familienfeiern und von einer Dampferfahrt nach Amerika, ein altes Liederbuch, Dietrich Bonhoeffers Glaubensbekenntnis, „dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen“ – viele menschliche und persönliche Seiten des Theologen und Widerstandskämpfers wurden sichtbar, als die evangelische Kirchengemeinde in Burgwald gemeinsam mit dem Frankenberger Zweigverein für hessische Geschichte und Landeskunde an den 60. Todestag von Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) erinnerte.

Barbara Betz-Böttner, Religionslehrerin an der Frankenberger Burgwaldschule, die von 1985 bis 1990 als Mitarbeiterin an einem Forschungsprojekt der Universität Kassel die Originalbriefe Bonhoeffers gelesen und für den Druck bearbeitet hat, schilderte anhand des ausgewählten Schriftstückes die Lebensbezüge des Theologen sowie seine in Gefängnis und Kriegsschrecken entwickelten Gedanken über die Aufgabe der Kirche in der Zukunft.


Mit Bildern, Schriftstücken und einem zeitgenössischen Liederbuch erinnerte Barbara Betz-Böttner (2. von links) in der Kirchengemeinde Burgwald an Dietrich Bonhoeffer. Mit ihr im Bild sind Pfarrer Steeneker, die Kirchenvorstandsmitglieder Traudel Klötzer und Wolfgang Schilling sowie Ruth Piro-Klein (rechts), stellvertretende Vorsitzende des Frankenberger Zweigvereins, zu sehen.

„Bonhoeffer hat während seiner Inhaftierung im Militärgefängnis Berlin-Tegel von 1943 bis 1945 viele Briefe geschrieben, für die er regelrechte Codes verwendete, um die Zensur zu überlisten“, berichtete Barbara Betz-Böttner. Aber gerade diese letzten Jahre habe Bonhoeffer nicht als „verlorene Jahre“ empfunden, sondern ungebrochen und geradlinig Glaubenszeugnisse abgelegt und den Widerstand gegen Hitler unterstützt. Erst nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 habe die Gestapo dies Bonhoeffer nachweisen können. Er wurde in das KZ Flossenbürg verschleppt und am 9. April 1945 von einem SS-Standgericht zum Tod durch den Strang verurteilt.

Ort des Gedenkens in Form einer Abendandacht war die Kirche in Burgwald, die seit 1997 den Namen Dietrich Bonhoeffers trägt. Pfarrer Wilhelm Steeneker schilderte zu Beginn den damals noch schwierigen Entscheidungsprozess in der Gemeinde. „Aber inzwischen lebt dieser Name in den Herzen der Menschen“, stellte Steeneker fest. Auch von katholischen Christen werde Bonhoeffer wegen seines ökumenischen Anspruchs geschätzt. „Ich sehe in Dietrich Bonhoeffer nicht nur den Märtyrer, sondern ich verehre ihn besonders als Vertreter der Bekennenden Kirche, als politischen Theologen und Inspirationsquelle“, sagte der Pfarrer.


Dietrich Bonhoeffer, aufgenommen 1943 im Gefängnishof von Berlin-Tegel.

Einen kurzen Überblick über die Situation der Bekennenden Kirche im Kirchenkreis Frankenberg während des NS-Regimes gab am Ende des Bonhoeffer-Gedenkens der Frankenberger Geschichtsvereinsvorsitzende Karl-Hermann Völker. Er nannte insbesondere die Namen von Mitgliedern des 1934 im Widerstand aktiven „Pfarrer-Bruderbundes Kurhessen“ wie Baltz (Bottendorf), Balzer (Rengershausen/Frankenberg), Dannert (Haina), Fischer (Kirchlotheim), Förster (Rosenthal), Lic. Hoffmann (Vöhl), Kraft (Frankenau), Krummel (Obernburg), Liefland (Rosenthal), Möller und Hammann (Löhlbach), Sandrock (Frankenberg), Wendel (Röddenau) und Wolf (Geismar).

Zwischen Gebeten, Lesungen und Lichtbildervortrag erklangen in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche die gemeinsam gesungenen Strophen aus seinem Lied „Von Guten Mächten treu und still umgeben“. Den zuversichtlichen Ausklang bestimmten die letzten Verse aus Bonhoeffers Lieblingslied „Die güldne Sonne voll Freud und Wonne“.