Zu Stein gewordene Geschichte Hessens in ihrer prächtigsten
Form studierten am 8. Juni 2002 Wochenende Mitglieder und Gäste
des Zweigvereins, als sie bei strahlendem Sonnenschein das von wehrhaften
Mauern und Türmen umgebene Städtchen Büdingen sowie
die im Volksmund "Wetterauer Tintenfass" genannte Bugruine
Münzenberg besuchten.
Empfangen wurden die Frankenberger Geschichtsfreunde in Büdingen
nach einem Gang durch die mit Fachwerkgiebeln gesäumte Schlossgasse
auf der "Vorburg" von der Archäologin Dr. Margarete
Dohrn, die sie anschließend durch das Innere der Kernburg
führte. Dieser Teil des Schlosses wird heute noch von Fürst
Wolfgang Ernst von Ysenburg-Büdingen und seiner Familie bewohnt,
steht aber Besuchern bei Besichtigungen offen.
Ein dicker Bergfried aus dem 13. Jahrhundert, ein romanischer Palas
und hohe Schieferdächer mit kleinen Renaissancegiebeln bestimmen
heute das äußere Bild des Büdinger Stadtschlosses
über einem dreizehneckigen Ring von mächtigen Mauern aus
Buckelquadern, die schon seit etwa 1200 die alte Wasserburg umschlossen
haben. Die wahren Schätze erläuterte Frau Dr. Dohrn der
Besuchergruppe aber im Inneren des Schlosses: in der mit eichenem,
kunstvoll geschnitztem Chorgestühl von 1499 ausgestatteten
Schlosskapelle, in den mit Wandmalereien verzierten Räumen
des Palas oder einer sehr authentisch wirkenden Alchimistenkammer.
Vom Büdinger Stadtschloss führte anschließend Roswitha
Brandt-Wagner (Groß-Umstadt) den Frankenberger Geschichtsverein
durch das geschlossen wirkende mittelalterliche Stadtbild von Büdingen,
vorbei am originellen "50-er-Jahre-Museum" am Marktplatz
zum "Jerusalem-Tor", dem Wahrzeichen der Stadt. Dieses
mit prachtvollem Maßwerk versehene Tor, wie die gesamte Stadtmauer
erst um 1500 entstanden, berichtet heute noch vom einstigen Geltungsbewusstsein
der Stadt. Nach dem gemeinsamen Mittagessen wanderte der Geschichtsverein
an dieser Befestigungsanlage entlang bis zum "Malerwinkel"
mit Meliorsturm und Mühltorbrücke.
Als bedeutendste aus dem hohen Mittelalter erhaltene Burganlage
neben der Wartburg gilt heute die Burgruine Münzenberg, die
die Frankenberger Exkursionsteilnehmer am Nachmittag erstiegen.
Mit einem Vortrag hatte sie bereits Vereinsmitglied Dr. Waldemar
Schmidt (Frankenberg) auf die Geschichte des Bauwerks aus der Stauferzeit
und seine politische Bedeutung hingewiesen, doch nun erläuterte
er vor Ort anhand vieler Baudetails und Schmuckelemente an Ringmauer,
Kapelle und Palas die Geschichte der Anlage. "Diese Burg war
in erster Linie nicht für den Kampf gedacht, sondern ganz auf
Repräsentation hin angelegt", betonte Dr. Schmidt. "Ihr
Architektur zeugt vom Herrschaftsbewusstsein des staufischen Kaisertums
und seiner Ministerialen, deren einer hier Burgherr war."
Vom umlaufenden Wehrgang sowie von dem besteigbaren Ostturm aus
genossen die Frankenberger Geschichtsfreunde einen weiten Blick
über die Wetterau, bevor am Fuß der Burg Münzenberg
mit einer gemütlichen Kaffeetafel die Tagesfahrt des Geschichtsvereins
ausklang.
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