Vom Calvinismus zum Kapitalismus – Vortrag von Michael Lapp

Johannes Calvin

 

Jean Calvin (1509-1564)

 

Mit der Wirtschaftsethik des Reformators Johannes Calvin befasste sich der Vortrag des in Frankenberg geborenen und aufgewachsenen Gelnhäuser Pfarrers Michael Lapp zum Thema „Calvinismus und Kapitalismus“. Eingeladen hatte dazu der Zweigverein Frankenberg in die Mauritiuskapelle des Kreis-Heimatmuseums.

Der von Michael Lapp den rund 60 Zuhörern dargelegte Vortrag war praktisch die Fortsetzung und Gegenüberstellung des genau vor einem Jahr von ihm gehaltenen Vortrags zur Wirtschaftsethik Martin Luthers. Lapp nahm in seinen aktuellen Darlegungen Stellung zu den wirtschaftsbezogenen Überlegungen des in Bern lebenden und wirkenden französisch stämmigen Reformators Johannes Calvin. Der Referent verglich die Thesen Calvins mit den umstrittenen Thesen des Soziologen Max Webers, der davon ausgeht, dass mit dem Wirken Calvins der Kapitalismus begonnen habe. Wie Lapp betonte, spielt dabei die Reformation im 16. Jahrhundert mit ihrer Betonung des Individuums und der Arbeit eine entscheidende Rolle.

Dabei untersuchte Lapp die geistigen Wurzeln unseres heutigen in die Krise gekommen Wirtschaftsmodells. So orientiere sich laut Michael Lapp unternehmerisches Handeln im Geiste Calvins nicht nur am eigenen Nutzen, sondern habe immer auch das Wohl der Gemeinschaft im Blick. In der Frage der Mitmenschlichkeit sieht Calvin unternehmerisches Handeln im Menschen nicht nur einen wirtschaftlichen Faktor, sondern stets auch den Mitmenschen mit seinen jeweiligen Bedürfnissen und Interessen sowie mit seiner Verletzlichkeit. Im Sinne der Wirtschaftsethik von Calvin basiert im Zusammenhang mit Gerechtigkeit jedwedes unternehmerische Handeln auf Fairness all jenen gegenüber, die an dem Unternehmen beteiligt sind oder mit ihm zu tun haben. Schließlich begnüge sich, wie Michael Lapp darstellte,  im Geiste Calvins das unternehmerische Handeln nicht mit bloßer Konformität gegenüber den geltenden Rechtsvorschriften, sondern zeichne sich durch moralische Integrität und Sensibilität aus.

 

Als Dank für den fundierten Vortrag in Verbindung mit dem Reformationstag am 31. Oktober überreichte die zweite Vorsitzende des Frankenberger Geschichtsvereins, Ruth Piro-Klein, dem Referenten als Gastgeschenk aus seiner Heimatstadt das kürzlich vom Frankenberger Geschichtsverein herausgegebene und vorgestellte umfangreiche Werk von Dr. Horst Hecker „Jüdisches Leben in Frankenberg“.

Jürgen Siegesmund


Das neue Buch „Jüdisches Leben in Frankenberg“ von Horst Hecker überreichte Ruth Piro-Klein als Dank dem Referenten Michael Lapp am Ende des Vortrags. Foto: K. H. Völker