Sieben Waldecker Christkindchen in digitalen Bildern

Die Mauritiuskapelle im Frankenberger Heimatmuseum mit ihrem Marienhagener Schnitzaltar war der passende Rahmen für einen Bilderausflug in die Geschichte der Waldeck-Frankenberger Kirchenkunst. Eingeladen hatten dazu der Frankenberger Geschichtsverein gemeinsam mit dem Verein Kunsttreff, und mehr als 50 interessierte Zuhörer aus der Region wollten im Januar 2005 die „Sieben Waldecker Christkindchen“, die ihnen Dr. Peter Witzel (Korbach) mit einer digitalen Bildpräsentation vorstellte, kennen lernen.

„Ich denke, Weihnachten ist noch nicht so lange her, um sich kunstgeschichtlich noch einmal dem Thema der Christgeburt zuzuwenden. Besonders dann, wenn es so kompetent vorgetragen und visualisiert wird, wie von Dr. Peter  Witzel", meinte der Vorsitzende des Frankenberger Zweigvereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Karl-Hermann Völker, in seiner Begrüßung. Mit seinen Bildvorträgen sei Dr. Witzel als Fotograf und Kunsthistoriker seit Jahren für die Frankenberger Geschichtsfreunde längst kein Unbekannter mehr.


Gleich sieben verschiedene Darstellungen der Christgeburt auf Waldecker Altären standen den Besuchern in der Mauritiuskapelle des Frankenberger Heimatmuseums vor Augen. Dr. Peter Witzel erlaubte mit digitalen Mitteln direkte Bildvergleiche.

Gezeigt und erläutert wurden von dem Referenten Altarbilder und Motive, wie sie im Frankenberger Land nach dem Bildersturm seit 1605 nicht mehr zu finden sind, obwohl viele der Darstellungen sogar in der Meiderdorfer Franziskanerwerkstatt in Frankenberg entstanden sind. Erhalten geblieben sind sie im Waldecker Raum noch auf zwölf großen Altarbildern. Bei dem Vortrag ging es aber weniger um die auf den großen Altartafeln ideenreich dargestellte bekannte Weihnachtsgeschichte, sondern im Vordergrund stand die darauf sieben mal enthaltene Geburt Christi.


Beim Vergleich mit anderen Bildern jener Zeit wurde dabei deutlich, dass es noch viele Legenden und Ergänzungen gibt, die die Geschichte von Bethlehem ausschmücken. So konnten die Zuschauer bei genauerer Betrachtung der Altarbilder eine Hebamme entdecken, die bei der Geburt Christi zugegen war, sie sahen das Baden des Neugeborenen in einem Waschzuber, erblickten das Jesuskind aber auch in einem kostbaren Himmelbett oder auf einem Altartisch. Sie sahen auf den Waldecker Altarbildern auch, dass Josef nicht immer nur als der Nährvater, der das Süppchen kocht, dargestellt wird, sondern auch selbst einmal das Jesuskind auf dem Arm hält.


Als fürsorglicher Bewahrer des Lichts wird Josef in dieser Krippenszene des Meiderdorfer Altars in Kleinern dargestellt. (Foto: Witzel)

Immer stellten die der Betrachter fest, mit welch unterschiedlicher Phantasie die Maler in der Zeit seit dem Mittelalter die Geburt Christi bildlich interpretierten. Manche ausgefallene Besonderheit auf den Waldecker Altären konnte Dr. Witzel, der in akribischer Kleinarbeit die Fotodokumentation erstellt und zusammengetragen hat, den Zuschauern durch Nahaufnahmen überhaupt erst wahrnehmbar machen. So hat das Jesuskind in der Kirche von Neu-Berich an seiner linken Hand sechs Finger. In Kleinern ist eine Darstellung der Geburt gleich zweimal zu sehen - einmal auf den Außen- und einmal auf den Innenflügeln des Altars - und in Braunau trägt Maria das Jesuskind in einer Tragetasche.


Den Abschluss der vielen Besonderheiten, die es bei diesem kunsthistorischen Vergleich mit anderen Darstellungen des Geschehens der Heiligen Nacht zu sehen gab, bildete eine Bildserie der Volkhardinger Strahlenkranzmadonna (auch bekannt unter dem Namen „Landauer Christkindchen“), die leider vor rund 100 Jahren an das Westfälische Landesmuseum verkauft worden ist.                Jürgen Siegesmund


Auf dem Boden dieser Welt, weit entfernt von Josef und Maria, liegt das Christkind in dieser Darstellung auf dem Meiderdorfer Altar in der Kirche von Kleinern. (Foto: Witzel)


Ruth Piro-Klein, stellvertretende Vorsitzende des Frankenberger Zweigvereins, dankte am Ende Dr. Peter Witzel für seinen fachkundigen Bildervortrag. (Foto: Siegesmund)