Empfang und Ehrenmitgliedschaft für Karl-Hermann Völker

Etwas verwundert war der Vorsitzende des Frankenberger Geschichtsvereins ja schon, als er die Besucher vor Beginn der Jahreshauptversammlung des Zweigvereins in den Sitzungssaal des Landratsamtes strömen sah, unter ihnen der Landrat, zwei Bürgermeister, die Dekanin, Pfarrer, Geschichtsfreunde aus Kassel. „Was ist denn hier los?“ murmelte Karl-Hermann Völker. Hatte der Marburger Archivar Armin Sieburg mit seinem Vortragsthema über den Ersten Weltkrieg eine solch illustre Gästeschar zusammengeführt?

Noch wusste er nicht, dass es noch einen weiteren Grund gab: Nachträglich zu seinem 70. Geburtstag hatte die Vizevorsitzende Ruth Piro-Klein einen Empfang für Völker organisiert und zahlreiche Geschichtsfreunde und Weggefährten aus Politik und Kirche eingeladen – alles streng geheim, denn Glückwünsche wollte der selbsternannte „Geburtstagsflüchter“ eigentlich erst zu seinem 80. entgegennehmen. Nach der Jahreshauptversammlung ließ sie die „Bombe“ platzen: Die Überraschung war ihr gelungen.

 
 
Viele Glückwünsche nahm beim Überraschungsempfang im Frankenberger Landratsamt Karl-Hermann Völker (5. von links) zu seinem 70. Geburtstag entgegen. Es gratulierten ihm (von links) Matthias Seim, Dr. Dirk Richhardt, Ruth Piro-Klein, Lothar Koch, Petra Hegmann, Margot Völker, Volker König, Erika Aab, Dr. Klaus Wendt, Dr. Reinhard Kubat und Dr. Manfred Lasch. Fotos: Siegesmund
 

„Glückliche Fügung“

Es sei eine „glückliche Fügung“ gewesen, dass Völkers Vater 1953 die Pfarrstelle in Viermünden übernommen habe, sagte Landrat Dr. Reinhard Kubat. So zog die Familie vom Diakonissenhaus in Kassel ins Frankenberger Land. Kubat skizzierte Lebensstationen: Karl-Hermann Völker, 1944 in Hofgeismar geboren, legte 1963 sein Abitur an der Edertalschule ab und studierte in Gießen Deutsch, evangelische Religion und Musik fürs Lehramt. Er sei „im christlichen Glauben tief verwurzelt“, betonte Kubat.

Der Junglehrer trat seinen Dienst an der Volksschule in Altenlotheim an, später wechselte er zur Mittelpunktschule nach Herzhausen, dann zur Frankenberger Burgwaldschule. Er wurde zudem Rektor als Ausbildungsleiter für angehende Lehrer mit Stelle am Studienseminar Korbach. Völker sei ein „engagierter Pädagoge“ gewesen, der bei seinen Schülern „Spuren hinterlassen“ habe, sagte der Landrat. Er verwies auch auf Völkers „geschichtliches Engagement“, ob es um die behutsame Aufarbeitung der jüdischen Geschichte oder um die Hugenotten gegangen sei. Er zolle ihm „größten Respekt für die Arbeit, die du für uns geleistet hast“, betonte Kubat.

Der Burgwalder Bürgermeister Lothar Koch stellte besonders die 17-jährige Tätigkeit Völkers als Wiesenfelder Ortsvorsteher heraus. Er sei „ein Motor für die Entwicklung des Ortsteiles“ gewesen, der Zusammenhalt in seiner Wahlheimat sei ihm stets wichtig gewesen. Koch erinnerte an die Schaffung des Kräutergartens an der Johanniter-Kirche und des „Hugenottenpfades“, an die Herrichtung des Gewölbekellers im alten Komturhaus und die erfolgreichen Teilnahmen am Wettbewerb „Unser Dorf“ – Wiesenfeld wurde 2003 sogar „Bundesgolddorf“.

Außerdem war Völker Gemeindevertreter und in der SPD aktiv. Er war beteiligt an der Umbenennung des Dorfes Industriehof in Burgwald. „Vielen Dank, Karl-Hermann, du hast dir besondere Verdienste erworben“, erklärte Koch und überreichte Völker feierlich die Ehrenmedaille der Gemeinde Burgwald.

„Bleiben Sie so, wie wir Sie kennen“, wünschte der Frankenberger Bürgermeister Rüdiger Heß, der an diesem Tag selbst Geburtstag hatte. Völker habe stets die regionale Geschichte vermitteln wollen, gerade an Jugendliche. Er überreichte ihm eine Straßenkarte der Stadt aus dem 19. Jahrhundert.

Dekanin Petra Hegmann freute sich über die „unkomplizierte Zusammenarbeit“ mit Völker, der sich beim Jubiläum der Liebfrauenkirche oder im Elisabeth-Jahr engagiert oder Vorträge über die Rolle der Pfarrer im „Dritten Reich“ organisiert habe. Sie würdige die journalistischen Arbeiten Völkers, der auch langjähriger Autor des Frankenberger Heimatkalenders und der Frankenberger Zeitung ist. „Sie machen Geschichte lebendig, das wissen wir zu schätzen“, sagte sie und überreichte ihm für seinen Garten ein Apfelbäumchen der Sorte Goldparmäne.

 
 
Dr. Dirk Richardt ernannte Karl-Hermann Völker, der seit 20 Jahren den Zweigverein Frankenberg leitet, zum Ehrenmitglied des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde Kassel 1834 e.V.
 

Ehrenmitglied geworden

Eine außergewöhnliche Auszeichnung brachte der Vorsitzende des Kasseler Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Dr. Dirk Richhardt, mit: Er ernannte Völker zum Ehrenmitglied – nur sechs Träger dieses Titels hat der Gesamtverein. Völker ist seit 20 Jahren Vorsitzender des Frankenberger Zweigvereins. Angesichts der vielen Posten frage er sich, „wie viele Leute unter dem Namen Völker arbeiten“, sagte Richhardt und fügte lächelnd hinzu: „Was machen wir dann erst zum 80. Geburtstag?“ 

Glückwünsche überbrachten auch die benachbarten Geschichtsfreunde: Horst König für den Geschichtsverein Itter/Hessenstein, Dr. Klaus Wendt für den Waldeckischen Geschichtsverein und Matthias Seim für den Battenberger Geschichtsverein. „Mir war gar nicht bewusst, welche Wertschätzung du im Kreis genießt“, kommentierte König. „Die Ehrungen hast du verdient.“ Auch er würdigte Völkers Menschlichkeit und sein Engagement für Soziales, für die Bildung und die Schaffung eines Geschichtsbewusstseins.

Ruth Piro-Klein hob noch zwei Frauen besonders hervor: Völkers Ehefrau Margot habe von zu Hause aus an der Organisierung des Empfangs mitgewirkt. Und herzliche Glückwünsche kamen von der langjährigen zweiten Vorsitzenden des Geschichtsvereins, Erika Aab.

Mit einer kleinen Verzögerung zog der Bottendorfer Männergesangverein in den Saal ein, um Jubilar ein Geburtstagsständchen zu bringen. Und da Völker selbst gern Akkordeon spielt, schnallte sich Chorleiter Horst-Werner Bremmer bei einem Lied das Instrument um.

„Ich dachte, ich bin im falschen Film“, kommentierte Völker nach dem überraschenden Ehrungsmarathon. Mit einem Schuss Ironie quittierte er die vielen Lobesworte: „Die hätte ich in meinem Nachruf nie gehört. Ich nehme sie deshalb besonders dankbar hin ...“

Dr. Karl Schilling