Mit Augenzeugen: Kreis-Berufsschule vor 50 Jahren gegründet

Vor 50 Jahren, im Januar 1955 , begann in Frankenberg nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts der „Kreisberufsschule" der Unterricht für alle gewerblichen und kaufmännischen Schüler in neuen Räumen. Am 1. Juli 1955 folgte die Eröffnung einer zweijährigen Handelsschule mit Diplom- Handelslehrer Friedhelm König als Klassenlehrer. Schon 1933 bis 1936 hatte man in Frankenberg mit dem Aufbau einer gewerblichen und kaufmännischen Schule begonnen. Der Unterricht wurde vorübergehend behelfsmäßig in Räumen der Landwirtschaftsschule gehalten, ab Herbst 1937 als Übergangslösung in einer Unterrichtsbaracke mit vier Klassenräumen auf dem Sportplatz an der Eder. Dieses Provisorium hielt in den schwierigen Nachkriegsjahren an, bis vor 50 Jahren die neue Kreisberufsschule eröffnet werden konnte.


Schwungvoll flog vor Unterrichtsbeginn stets die Schultasche von Klassenlehrer Friedhelm König auf das Pult,
wie hier noch einmal vom Zeitzeugen Karl-Heinz Bastet demonstriert wurde. Fotos: Karl-Hermann Völker

In der alljährlichen Veranstaltung des Zweigvereins „Frankenberg vor 50 Jahren – Geschichte mit Augenzeugen“ stand dieser 50jährige „Schulgeburtstag“ der kaufmännisch-gewerblichen Kreis-Berufsschule und der im Sommer 1955 eröffneten Frankenberger Handelsschule, der heutigen Berufsfachschule für Wirtschaft und Verwaltung in der Hans-Viessmann-Schule, im Mittelpunkt.

Schwungvoll fliegt die Aktentasche auf das Pult. Und schon geht ohne Zeitverlust der Unterricht los. So oder ähnlich begann auch vor 50 Jahren der Unterricht bei Friedhelm König in der damaligen Frankenberger Handelsschule. Es war eine kleine, amüsante und durch Anekdötchen ergänzte Demonstration von Karl-Heinz Bastet zum Rückblick auf seine längst vergangene Handelsschulzeit. Auch er hatte, wenngleich Jahre später nach der Eröffnung der Handelsschule, König als Klassenlehrer erlebt.


Oberstudiendirektor a.D. Friedhelm König berichtete vor etwa 200 Zuhörern aus der Gründerzeit der Hans-Viessmann-Schule,
deren Handelsschulzweig er 1955 als junger Lehrer selbst eröffnet hatte.

Rund 200 Besucher, Ehemalige und Interessierte, unter ihnen die erste Handelschulklasse, die 1955 hier ihren Unterricht aufgenommen hatte, waren der Einladung des Geschichtsvereins und der Schulleitung der Beruflichen Schulen gefolgt. Unter dem Motto: „Geschichte mit Zeitzeugen“ wurde der Rückblick auf die Entstehung und die ersten Jahre der damaligen Handelsschule zu einem kurzweiligen Nachmittag mit so mancher Erinnerung. Schulleiter Christian Kesper würdigte in seiner kurzen Ansprache die Verdienste aller bisherigen Schulleiter und des jeweiligen Kollegiums, die dafür gesorgt hätten, dass diese Schule trotz ihrer 50 Jahre immer jung und zeitgemäß geblieben sei. Seine besondere Hochachtung galt Oberstudiendirektor a. D. Friedhelm König für sein pädagogisches Wirken an der Schule, der, wie Kesper sagte, das Ergebnis der Gründung mit seinem pädagogischen Können und seiner immensen Schaffenskraft ermöglicht habe.

Friedhelm König war es auch, der nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des einladenden Zweigvereins, Karl-Hermann Völker, noch einmal Rückschau auf die bereits im 19. Jahrhundert durch den Handels- und Gewerbeverein einsetzende Entwicklung der beruflichen Fortbildungsschule und insbesondere auf 50 Jahre Handelsschule hielt. Wie Karl Herrmann Völker zunächst erläuterte, begann mit dem Einzug der zweijährigen Handelsschule vor 50 Jahren die Erfolgsgeschichte der Schule. Mit Diplom-Handelslehrer Friedhelm König als Klassenlehrer nahm die zu dem Vortrag anwesende „50jährige Klasse“ ihren Schulbetrieb in der Kreisberufsschule auf.


Die Gäste und Augenzeugen wurden vom Schulleiter der Hans-Viessmann-Schule, Christian Kesper (rechts),
im Foyer der Beruflichen Schulen einem Glas Sekt empfangen.

Lebendig schilderte der einstige Schulleiter der heutigen Hans-Viessmann-Schule die Anfangsjahre der Handelsschule, er berichtete von den anfänglichen Schwierigkeiten, von verkürzten Schuljahren, in denen trotzdem der gesamte Lehrplan von zwei Jahren durchgepaukt werden musste, von der große Motivation der Schüler und Schülerinnen und von der Entwicklung der Schule. Aber auch so manche persönliche Erinnerung floss bei dem durch alte Lichtbilder umrahmten Vortrag mit ein. „Der Unterricht begann um 7.15 Uhr. Dabei musste so mancher von weit her, bis hinauf von Arfeld, anreisen. Ich weiß heute gar nicht mehr, wie die das damals geschafft haben,“ so König. Zwischenruf aus dem Kreis der Zuhörer und einstigen Schülern: „Mit dem Fahrrad!“


Sogar das erste Klassenbuch aus dem Jahr 1955 ist vom damaligen Diplom-Handelslehrer
und späteren Schulleiter Friedhelm König noch aufbewahrt worden.

Erinnerungen wurden auch durch Beiträge von Erika Klem, geb. Girke und durch Inge Schnürich, geb. Schnörich geweckt, die damit gleichzeitig den Auftakt für ihr anstehendes Klassentreffen mit viel Erinnerungen machten. Sie und auch die anderen der ersten Handelsschulklasse sprachen ihrem einstigen Klassenlehrer Friedhelm König für die Vorbereitung auf ihr Leben ihren Dank aus.

Jürgen Siegesmund