Philipp-Gedenken und Reformationsfest in der Liebfrauenkirche

Deutliche Spuren bis in die heutige Zeit hat Landgraf Philipp der Großmütige, der am 13. November 1504 auf dem Marburger Schloss geboren wurde, hinterlassen. Insbesondere die Reformation wurde von ihm wesentlich mit geprägt. Die 500. Wiederkehr des Geburtsjahres war für den Frankenberger Zweigverein für Geschichte und Landeskunde sowie für den evangelischen Kirchenkreis Frankenberg Anlass, am Reformationstag 2004 den Landgrafen mit einer Gedenkfeier und einem Vortrag von Dr. Arnd Friedrich, Pfarrer a. D. und Historiker, erneut in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen.

Liturgisch begleitet wurde die Gedenkfeier durch Pfarrer Horst Schiffner in Vertretung von Dekan Kirchenrat Rudolf Jockel. Eröffnet wurde der Abend durch Karl-Hermann Völker, der unter den Gästen auch den Vorsitzenden des Hauptvereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, Dr. Hans-Jürgen Kahlfuß aus Kassel begrüßen konnte. Wie Völker erklärte, hätten sich Geschichtsverein und Kirchenkreis Frankenberg mit dieser Gedenkfeier in den Kreis vieler Kulturträger in ganz Hessen eingereiht, die im Laufe dieses Jahres mosaiksteinartig die historisch-politische Leistung des Reformationsfürsten und Zeitgenossen Martin Luthers mit Ausstellungen, Kolloquien und Vorträgen gewürdigt hätten.

Zwar besäße Frankenberg, wie Dr. Friedrich in seinem Festvortrag erklärte, für Philipp nicht den Rang der Residenzen Marburg und Kassel, dennoch verfüge der Kirchenkreis mit dem im ehemaligen Zisterzienserkloster Haina gestifteten Hohen Hospital und dem einstigen Jagdschloss Wolkersdorf wichtige Stätten, die an den Landgrafen erinnerten. Spuren seien auch in der Stadt Frankenberg selbst zu finden. Der Formenschneider Philipp Solden, der mit dem "Philippstein" in Haina eines der bedeutendsten landgräflichen Portraits geschaffen habe, stamme schließlich aus Frankenberg.

Begleitet von Lichtbildern spannte Dr. Friedrich vor einem Zuhörerkreis von nahezu 200 Besuchern einen weiten Themenbogen über das Leben und Wirken des bedeutenden Landgrafen von seiner Geburt, über dessen Regentenzeit bis zu seinem Tode am 31. März 1567. Er beschrieb vor allem anschaulich seinen entscheidenden Einfluss auf die Durchsetzung der Reformation. Dabei stellte Dr. Friedrich immer wieder den Mensch und gleichzeitig den Regenten mit seinen Leistungen, aber auch menschlichen Schwächen in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.


Zum konzertanten Erlebnis machte die Kantorei der Liebfrauenkirche unter Leitung von Kantor Alexander Meyer die Gedenkfeier mit besonders ausgewählten Motetten. (Fotos: Siegesmund)

Zum konzertanten Erlebnis machte die Kantorei der Liebfrauenkirche unter Leitung von Kantor Alexander Meyer die Gedenkfeier. Vier Motetten aus drei Jahrhunderten hatte die Kantorei sorgfältig vorbereitet, in denen die Glaubensaussagen der Reformation sehr durchdacht ausgedeutet wurden. Mit großer Ausgewogenheit in allen Stimmen, rhythmisch sicher und in sauberer Sprechdisziplin erklangen die Motetten "Allein auf Gottes Wort will ich mein Grund und Glauben bauen" von Johann Walter (1496-1570) und "Herr, auf dich traue ich" von Heinrich Schütz (1585-1672). Zu einer spannungsvollen Zwiesprache zwischen der Orgel, die den Luther-Choral "Erhalt uns Herr, bei deinem Wort" intonierte, und dem Chor mit einem expressiven "Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit" kam es in der von Albert Becker (1834-1899) komponierten Motette "Einen anderen Grund kann niemand legen". Ein weit ausschwingendes, zuversichtliches "Herr, sei gnädig" von Felix Mendelssohn-Barthold (1809-1847) antwortete auf das liturgische Gebet.

Mit einer kraftvollen Orgelfuge aus Bachs Toccata in C-Dur ließ Alexander Meyer die Gedenkfeier ausklingen. Er erhielt mit seiner leistungsstarken Kantorei am Ende herzlichen Beifall für ein ausdrucksstarkes musikalisches Programm.

Jürgen Siegesmund


Nach der Gedenkfeier zum 500. Geburtstag von Landgraf Philipp dem Großmütigen trafen sich am Caspar-Tholde-Grabstein in der Liebfrauenkirche v. l. Pfarrer Horst Schiffner, Zweigvereinsvorsitzenden Karl-Hermann Völker mit dessen Stellvertreterin Ruth Piro-Klein, Pfarrer a. D. und Historiker Dr. Arnd Friedrich und der Vorsitzende des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, Dr. Hans-Jürgen Kahlfuß aus Kassel.