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b. Zu Fulda.20. December. Herr Landgerichtsrath Gössmann hielt einen umfassenden Vortrag über das Recht des Vorsitzes der Fuldaischen Aebte bei Reichs- und andern Versammlungen sowie auch insbesondere über den deshalb zwischen dem Abte Widerad und dem Bischof Hezelo Hildesheim im Jahre 1063 in der Stiftskirche zu Goslar ausgebrochenen blutigen Streit. Hierauf unterwarf Gymnasial-Director Schwarz die Controverspuncte in dem Leben des heiligen Bonifacius, mit Berücksichtigung der neuesten einschlagenden Schriften, einer ausführlichen, auf die Quellenschriften und urkundliche Beweise gegründeten Prüfung, deren Ergebniß war: 1) daß die bekannte Vita Bonifacii nicht den heiligen Willibald, Bischof von Eichstädt, zum Verfasser haben könne, sondern von dem Mainzer Presbyter dieses Namens herrühre; 2) daß Bonifacius sein erstes Kloster in Deutschland zu Amöneburg, nicht aber zu Hammelburg oder an einem andern Orte gegründet habe, 3 ) daß Bonifacius an dem Sturze der Merovinger gar keinen Antheil genommen und weder mittelbar noch unmittelbar dahin gewirkt habe, denselben zu befördern oder zu verhindern ; 4) daß die zuerst von den kleineren Lorscher Annalen gemeldete Salbung Pippins durch Bonifacius höchst wahrscheinlich gar nicht stattgefunden habe, was sich insbesondere aus dem Stillschweigen der ältesten Biographien, Annalen und übrigen Quellenschriften sowie daraus ergebe, daß Papst Stephan II., wenn Pippin bereits durch Bonifacius, als päpstlichen Legaten, gesalbt worden wäre, diese Salbung 754 nicht wiederholt haben würde; daß jedoch 5) die bekannte Sendung Fulrad’s und Burchard’s an Papst Zacharias mit Unrecht geleugnet worden, sei. – Herr Polizeidirector Schmid zeigte folgende im Frühjahr 1855 auf dem Acker des Bürgermeisters Höhl zu Lüdermünd ausgegrabene Alterthümer: 1) eine Streitaxt 2) zwei Armspangen, 3) einen Panzerring, 4) zwei Ohrringe, 5) vier Heftnadeln (zur Befestigung von Gewändern), 6) eine große Haarnadel, 7) drei Zähne und 8) mehrere Stückchen Bernstein. Sämmtliche Gegenstände sind von Kupfer, die Ohrringe von Kupferdraht. Dieselben werden, in Folge einer Aufforderung des Curatoriums der hiesigen Landesbibliothek der bei letzterer vor kurzem begründeten „Ethnographischen Ausstellung“ übergeben werden.
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