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hieben gewaltig in die Feinde ein. Die dritte Kolonne traf, ohne in Aktion zu kommen, inzwischen in Sachsenhausen ein; am spätesten kam die zweite Kolonne am Metzgerthore an, nämlich erst um 11 Uhr. Den weiteren Kämpfen wurde nach voller Besetzung der Stadt bald ein Ende gemacht. Die Verluste der Hessen betrugen an Todten 7 Offiziere und 75 Mann, an Verwundeten 9 Offiziere und 93 Mann. Die Franzosen verloren 41 Todte, 139 Verwundete und 1158 Gefangene (darunter van Helden und 44 Offiziere). Zwei Fahnen und zwei unbrauchbar gemachte Geschütze waren in die Hände der Sieger gefallen, welche natürlich von den befreiten Frankfurtern viel gefeiert wurden und deren Bravour alle Anerkennung fand. Die moralische Bedeutung einer Niederlage der für unbesiegbar geltenden französischen Nationaltruppen war nicht hoch genug anzuschlagen. Custine, welcher durch seine tollen militärischen Massregeln an der Niederlage der Truppen mit schuld war, suchte natürlich die Hauptschuld auf den General van Helden abzuwälzen. Geradezu lächerlich, aber würdig der grossen Nation, ist sein Bericht an den Präsidenten des National-Convents, welchem er eines von den Messern beifügt, mit welchem die Frankfurter 10,000 Bürger versehen und damit die edlen französischen Truppen abgeschlachtet hätten.

Der Herr Vortragende erwähnte am Schlüsse seines Vortrags der Ehren, welche Napoleon nach der Schlacht bei Hanau, als er beim Bankier Bethmann logirte, dem am Friedberger-Thore aufgerichteten Hessendenkmale erweisen liess und schloss mit den Worten: So ehrte der Todfeind unseres Volkes den Ruhm unserer Voreltern. Uns aber ist es Pflicht, ihrer Grossthaten eingedenk zu bleiben und dieser Pflicht war die eben verflossene Stunde gewidmet. Möge es nicht die letzte gewesen sein. — Sehr anschaulich gemacht wurden die geschilderten militärischen Operationen durch die vorgelegten und erklärten kartographischen Darstellungen, welche der reichen Kartensammlung des hiesigen Staatsarchivs angehören.

Siebente Sitzung am 21 Januar 1893. Sie wurde durch verschiedene längere und kürzere Mittheilungen ausgefüllt. Herr Dr. Reimer begann mit Kenntnissgabe von Auszügen aus dem Briefwechsel des Martin Butzer mit dem Landgrafen Philipp dem Grossmüthigen, soweit sie das persönlich sehr vertrauliche Verhältniss beider zu einander erkennen lassen und soweit sie specielle Marburger Verhältnisse berühren. Butzer hat den Landgrafen, wenn es nöthig war, oft gehörig heruntergeputzt; über die in Marburg herrschenden argen kirchlichen und sittlichen Verhältnisse äussert er sich sehr frei. Namentlich erregte der gar zu grosse Konsum von geistigen Getränken argen Anstoss. Der Grund dieses Übels war der, dass einige Rathsherren, welche doch auf gute Sitte zu halten zu- [zuerst]

 

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