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höheren Schulen nachgedacht, er wollte gern mit seinem Vater zusammen eine grosse private Erziehungsanstalt ins Leben rufen, doch dieser ging nicht darauf ein.

Schon seit 1848 hatte er seine zukünftige Gattin Friederike Colsmann in Langenberg kennen und lieben gelernt, einer Verlobung hatte sich aber zunächst der Oheim und Vormund Friederike’s widersetzt, so dass dieselbe erst Ostern 1853 veröffentlicht wurde, als Lange (seit ½ Jahre) in Köln Hülfslehrer am Gymnasium war; bald folgte die Vermählung. Aus dieser Zeit stammen vom Lange einige schöne Proben seiner Dichtkunst, zu der er schon als Kind von seinem Vater reiche Anregung erhalten hatte.

Die Revolution von 1848 verfolgte er mit regem Gemüthe; sie hat ihn zu einem edeln Kosmopolitismus geführt, der indessen seinen Patriotismus nicht beeinträchtigte. In einer Rede zum Schillertage 1859 führte er diese Gedanken später in schönster Weise genauer aus.

Lange war ein vorzüglicher Lehrer der alten Sprachen und auch des Turnens. Eine Denkschrift über Verbindung des Turnens mit der militärischen Ausbildung veranlasste ein anerkennendes Schreiben des Ministers.

Im Herbste 1855 wurde Lange Privatdocent in Bonn, las über Philosophie und Pädagogik und veranstaltete auch Uebungen; besonders wies er auf den Zusammenhang der Erziehungssysteme mit den herrschenden Weltanschauungen hin. Hier erbaten sich auch für den Sommer 1857 zwölf Studenten eine Vorlesung über die Geschichte des Materialismus. Ein Lieblingsfach von ihm wurde die Moralstatistik, welche die Mittel zur Hebung des Pauperismus aus der Erfahrung nachweisen soll. In der Psychologie war er zunächst Herbart gefolgt; er wies jedoch einen fundamentalen Irrthum bei ihm nach und ging daran, diese Wissenschaft zu einer exacten zu machen, was heute viele Philosophen z. B. Wundt in Leipzig thun. Ganz besonders aber beschäftigten ihn pädagogische Studien, deren Ergebnisse er u. a. in 25 Artikeln der grossen Encyklopädie von Schmid niederlegte, hierunter ist seine „Seelenlehre“ eine wahre Perle, und seine Abhandlung „Vives“ geradezu eine neue Entdeckung genannt worden.

Im Frühjahr 1858 nahm er eine Stelle am Gymnasium zu Duisburg an, wo er sich ein Häuschen kaufte. Er hatte hier ein Gutachten über eine Modifikation der Prüfung für das höhere Lehrfach auszuarbeiten, in dem er besonders die Nothwendigkeit einer zweiten, practischen Prüfung vor Schulräthen und Directoren in der Art, wie sie im früheren Kurhessen bestand, begründete. Dabei interessirte er sich auch für die Allgemeinheit und gehörte in kirchlicher und politischer Hinsicht Behörden und Vereinen an. Zu Anfang 1862 ermahnte die Behörde die Lehrer sich von Agitationen im politischen Leben frei zu halten. Als nun nach dem Antrag Hagen auf genauere Specialisirung des Etats das liberale Ministerium zurückgetreten war, und Lange einen Aufruf zu Gunsten dieses Antrages mit unterzeichnet hatte, wurde er vernommen, weil man in demselben eine Verdächtigung der Regierung gefunden zu haben glaubte. Auf einen ihm ertheilten Verweis nahm er seinen Abschied aus dem Staatsdienste

 

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