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[Universität] versität zu Zürich. Dabei bewahrte er sich jedoch auch sein Interesse für die Arbeiter.

Als aber im Jahre 1870 die Schweizer seine Kriegsberichte zu preussisch fanden und leidenschaftlich für die Franzosen Partei nahmen, da wurde er sehr betrübt und sehnte sich nach Deutschland zurück. Dazu kamen die Vorboten einer schweren Erkrankung. Der eisenfeste Mann musste 1869 zum ersten Male wegen eines inneren Leidens sich in ärztliche Behandlung begeben; im folgenden Jahre bekam er eine heftige Unterleibsentzündung, und bald erfuhr er, dass er am Magenkrebs leide; aber noch war Hoffnung vorhanden.

Auf eine Anfrage des Ministers Falk, ob er eine Berufung nach Marburg annehmen würde, sagte er sofort zu. Vorher jedoch musste er sich im Sommer 1872 einer schweren Operation mittelst Electrolyse in Tübingen unterziehen. Sehr rasch erholte er sich und traf im September in Marburg ein, wo er zuerst im „Ritter“ wohnte.

Manchem Vorurtheil hatte der als Arbeiter-Agitator und Materialist verschrieene Lange zu begegnen, aber bald hatten seine Vorlesungen grossen Erfolg. Die Studenten hingen an ihm, wie Professor Cohen mittheilt, und die Professoren lernten an ihm den Charakter und den wissenschaftlichen Mann schätzen und ehren. Bald aber machte seine Krankheit furchtbare Fotrschritte, er führte eine strenge Milchdiät durch, musste sich jedoch bald in der Arbeit grosse Beschränkung auferlegen. Für seine beiden Hauptwerke konnte er noch neue Auflagen vollenden, die Herausgabe seines letzten Werkes „logische Studien“ sollte er jedoch nicht mehr erleben. Am 28. Februar 1875 las er sein letztes Colleg, und nun konnte er sein Haus nicht mehr verlassen. Aber seine gute Natur wehrte sich noch lange. Seine Leiden musste ihm sein Schiller überstehen helfen; leider hat er ein Buch über Schillers philosophische Gedichte nicht vollendet. Seine treue Gattin pflegte ihn aufopfernd bis zu seinem am 21. November erfolgten Tode. Die Grabrede hielt ihm, da Caesar plötzlich verhindert war, Professor Nissen in der schönsten Weise*).

 

Monatsversammlung am 2. April 1894.**) Vorsitzender: Bibliothekar Dr. Brunner.

1) Der Herr Vorsitzende gedenkt des schweren Schlages, der den Verein durch das Hinscheiden seines treuen Mitgliedes des Herrn Buchdruckereibesitzers Ph. Döll getroffen habe, und widmet dem Dahingeschiedenen ehrende Worte der Erinnerung.

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*) Der Vortrag des Herrn Dr. Kn. erschien seinem wesentlichen Inhalte nach in der gemeinnützigen Rundschau Nordwest. Verlag von G. Tienken in Bremerhaven. Juni u. Juli 1894.

**) Die Märzversammlung wurde auf den 2. April verlegt, weil der letzte Montag im März auf den zweiten Ostertag fiel.

 

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