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abgeschlossene Friede boten. Ein noch farbenreicheres Bild war die Schilderung der Reise, welche nach Abschluss des Friedens unser zum kaiserlichen Grossbotschafter ernannte Graf von Viermund nach Constantinopel zu machen hatte, um die Friedensinstrumente auszutauschen. Um der dabei üblichen Pracht es gleich zu thun, wurde dabei ein äusserer Pomp entwickelt, von welchem wir uns kaum noch einen rechten Begriff machen können. Die Abreise nach Constantinopel erfolgte am 17. Mai 1719 in 72 Schiffen; am 3. August fand der feierliche Einzug statt. Die aus mehr als 400 Leuten bestehende Absendung wurde in Constantinopel auf Kosten des Sultans fürstlich verpflegt, und hat diese Verpflegung dem Grosstürken mehr als 300,000 Gulden gekostet. Dementsprechend waren auch die Kosten der noch prächtigeren Türkischen Absendung nach Wien vom Kaiser getragen und verursachten 200,000 Reichsthaler. Der Grossbotschafter blieb bis zum 27. April 1720 in Constantinopol; am 22. Juli 1720 traf er wieder in Wien ein. Einer seiner Secretäre hat eine genaue Beschreibung dieser Reise aufgesetzt, welche auch in verschiedenen Ausgaben erschienen ist. Damian von Viermund hat sich durch seine Gesandtschaftsreise um das ganze Abendland verdient gemacht; daneben vergass er nicht, auch für einzelne seiner Glaubensgenossen zu sorgen, da er viele Christensklaven loskaufte. — Er wurde, nachdem diese für Politik und Handel so hochwichtigen Geschäfte abgewickelt waren, kaiserlicher Gouverneur von Siebenbürgen ; als solcher starb er schon am 7. Mai 1722 in Hermannstadt.

Nach Beendigung dieses Vortrags machte Herr Dr. Küch noch einige Mitteilungen über die Bundesfahne der Schmalkaldischen Bundesgenossen aus dem Jahre 1542, wovon sich eine Zeichnung im hiesigen Staatsarchiv findet, welche vorgelegt und erklärt wurde. Sie ist vom Hofmaler des Landgrafen Philipp, Mich. Müller, von dem auch noch ein in Kassel befindliches Bild Philipps sich erhalten hat.

Den Schluss des Abends bildete ein Hinweis des Vorsitzenden auf den Process des Klosters Haina, welchen dasselbe seit einer Reihe von Jahren wegen seiner ihm 1252 vom Könige Wilhelm von Holland verliehenen Bergwerksgerechtigkeit zu führen gezwungen war, und welcher jetzt durch Vorlegung und richtige Interpretirung der Verleihungsurkunde zu seinen Gunsten entschieden ist. Der Vorsitzende führte diesen Process nur an, um darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, wenn die noch vorhandenen älteren Litteralien gut aufbewahrt, richtig geordnet und verzeichnet werden.

 

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