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in Gersfeld zurückfielen. Der Herrschaftsbesitz arrondirte sich im 14. Jahrhundert durch den Ankauf der Güter der Herrn von Hüne (oder Haune) zu Burghaun)*). Es verkauften „die Gebrüder Heintze und Simon von Hüne für sich und ihre Erben und Brüder dem vesten Ritter Johann Voit von Salzbergk, damaligen Amtmann zu Bischofsheim, und dem Hermann von Weyers sinem Eidam und allen ihren Erben all ihr Gut zu Mosbach, zu Geroldesfeld, zu Hirtza (d. i. Kommers und Maiersbach), zu Thalherde und zu Frankenheim“ für 240 Pfund Heller. Die grossen Wälder der Herrschaft Gersfeld sind bereits 1564 versteint und abgegrenzt worden. 1608 wurde das obere Schloss in Gersfeld erbaut, 1607 das mittlere. Neben dem alten, hohen Thurm, der Fuldaisches Lehen war, befand sich das erstere, wie es jetzt noch steht; beide waren von tiefen Wallgräben umgeben; an den Thoren sind heute noch Rollen sichtbar, worin die Zugketten liefen. Auf der rechten Seite der Eingangsthüre im oberen Schloss, sowie auf der Südseite ist jedesmal ein Kopf eingehauen. Unter dem Familienwappen am Thore steht die Inschrift:

                                    „Ein Herz von Reu und Leid getränkt,

                                    Mit Christi theurem Blut besprengt,

                                    Voll Glaubenslieb und gute Vorsatz,

                                    Ist Gott ein angenehmer Schatz.

                                    Anno 1608 ist dieses Haus mit Gottes Hilf erbaut

                                    Und ihme jederzeit in seinen Schutz vertraut.“

In der traurigen Zeit des 30jährigen Krieges hatte Gersfeld wieder viel zu leiden **). Die kaiserlichen Truppen, Spanier genannt, campirten hier, um die Gegenreformation durchzuführen, 1631 zog Tilly’s Heer hindurch. Abwechselnd lagen dann auch schwedische und hessische Truppen hier. Eine pestartige Seuche grassirte 1635, in den folgenden Jahren 36 und 37 war Hungersnoth. Mehrere Dörfer auf der Rhön verschwanden in der Kriegszeit. Sie sollen von den Schweden verwüstet worden sein, doch glaubt man hieran nicht mehr; sie wurden einfach wegen der hohen und unfruchtbaren Lage verlassen, und die Einwohner siedelten sich im Thal an***). So ging es Grumbach und Schwarzbach oberhalb Wüstensachsen und dem den Herren von Ebersberg gen. Weyhers zinspflichtigen Dorf Moor am rothen Moore. Der merkwürdigste Ueberrest aus diesem Kriege ist die Schwedenschanze, welche sich vom Rhönhäuschen an als ein noch sichtbarer Wall in südlicher Richtung nach dem Himmeldankberge zieht; auf der hohen Hölle ist eine kleine dreieckige Schanze, von da zieht sich der Laufgraben weiter nach dem Reessberg, wo eine sechseckige Hauptschanze und noch einige kleinere zu finden sind. Der Laufgraben endigt am Eierhauck, im ganzen ist der Wall 2 Stunden

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*) Müller, Lehensverhältnisse der Herrschaft Gersfeld. 90 ff.

**) Müller, Von der Rhön und ihrer Geschichte. 36; Schneider, Die Rhöngegend in historischer Beziehung. (Fulda 1878.) 41 ff. (nach der Bavaria.)

***) Landau i. d. Ztschr. f. hess. Geschichte. Suppl, VII 382.

 

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