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Bürger den Säckel zu schröpfen. Daneben im Innern die Kämpfe der Bürgerschaft mit dem bischöflichen Regiment, der Zünfte und der Geschlechter unter einander, und im Hintergrunde schon grollend das Gewitter der sozialen Revolution, das im Bauernkriege einerseits, in der Reformation andererseits zur Entladung kommt: es ist eine der schwierigsten, aber auch dankbarsten Aufgaben, welche die deutsche Geschichtschreibung kennt, — die Schilderung dieser merkwürdigen, an sich so derb-realistischen, und doch für uns mit einem eigenen Zauber der Romantik übergossenen Zeit. Der Verfasser hat seine Aufgabe in einer Weise gelöst, die höchstes Lob verdient. Leicht bleibt derjenige, der die Schilderung cultureller Zustände eines grösseren Gebietes oder einer einzelnen Stadt sich vornimmt, in der Fülle seines Materials stecken und glaubt seine Aufgabe gelöst, wenn er die gesammelten Notizen mosaikartig an einander reiht. An dieser Klippe sind viele Culturhistoriker gescheitert. Bei Boos dagegen ist das Ganze aus einem Guss, an keiner Stelle wird man der mühseligen Vorarbeiten gewahr; und so kann dieser Band nicht minder wie der erste zum eingehenden Studium allen denen anempfohlen werden, die bei der gewaltigen Entwickelung unseres heutigen Städtewesens nach Analogien in einer früheren, vielfach der unsrigen verwandten Zeit suchen wollen.

H. Br.

 

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