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Nachkommen betrieben daselbst einen schwungvollen Handel mit allen möglichen Waaren, welche sie auf der Leipziger Messe selbst eingekauft hatten. Ein Familienglied Hans Lüttgendorf hatte auf der Reise nach Leipzig zwischen Kassel und Witzenhausen einen anderen Kasseler Bürger todtgeschlagen, war dann, den Zorn des Landgrafen Moritz fürchtend, flüchtig geworden, jedoch gelegentlich der Hochzeit desselben mit Agnes von Solms begnadigt worden. Zum Schlusse erwähnte Redner, dass die kleine Gasse davon ihren Name habe, dass zwischen ihr und der ältesten Altstadt-Kirche, der Cyriakus-Kirche, sich eine Tränke für das Vieh befunden habe.

Herr Kanzlei-Rath Neuber sprach über 2 werth-volle Gemälde der Kasseler Bilder-Gallerie. Das eine derselben stammt von dem berühmten niederländischen Maler Jakob Jordaens, geboren und gestorben zu Antwerpen (1593—1678) und das andere von Jan Steen, geboren und gestorben zu Leiden (1626—1679). Beide haben zum Gegenstand das Bohnenfest oder Drei-Königsfest.

Der Vortragende schilderte dieselben im Näheren und machte auf Grund eines Aufsatzes im westphälischen Moniteur vom 18. Januar 1811 Mittheilung über die Entstehung des Festes. Dies verdankte seinen Ursprung den namentlich in Frankreich im 14. Jahrhundert in der Kirche aufgeführten geistlichen Schauspielen oder Mysterien. Einige Tage vor dem 6. Januar, dem Feste der heiligen 3 Könige, wählten die Chorherrn verschiedener Kirchen einen aus ihrer Mitte zum Könige, und diesem wurde in der Kirche ein Thron errichtet. Am 6. Januar gab er dann den Amtsbrüdern ein prächtiges Festmahl, bei dem er als König behandelt wurde. Diese Sitte wurde darauf als weltliche Lustbarkeit gefeiert, indem bei Vertheilung des Königskuchens derjenige in der Gesellschaft, welcher das Glück hatte, in seinem Stücke die Bohne zu finden, besonders geehrt wurde. Sobald er das Glas zum Trinken ansetzte, rief die Gesellschaft: „Der König trinkt, es lebe der König!“ Wer diese edle Sitte verletzte, erhielt das Gesicht schwarz gefärbt, weil der Sage nach einer der heiligen 3 Könige ein Mohr gewesen.

Dies Volksfest wurde auch an den Fürstenhöfen gefeiert, wobei freilich manche Ausartungen vorkamen, indem u. A. König Franz I. von Frankreich bei einer solchen Gelegenheit eine schwere Verwundung davontrug.

Einige wollen das Bohnenfest auf die römischen Saturnalien zurückführen, mit denen es einige Aehnlichkeit hat.

Das Bohnenfest wurde von den Strenggläubigen als Ueberrest aus dem Heidenthum bekämpft, und verschwand im Laufe der Zeiten.

 

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