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[letzerem] terem Orte das bekannte Mißgeschick gehabt, daß der Bauer Henchen Weintraut, der als Abgabe Abendmahlswein zu liefern hatte, die Krüge verwechselte, so daß am Palmsonntag 1575 beim Abendmahl in Bauerbach Essig zur Verwendung kam. Das fatale Vorkommnis spielte noch nach dreißig Jahren eine Rolle in der katholischen Polemik. Wegen seiner ständigen Konflikte mit der lutherischen Orthodoxie in Marburg schied Johannes Strack 1588 aus Oberhessen und wurde Pfarrer in der Neustadt zu Kassel. Hier fand er unter den Abendmahlsgeräten die aus dem Mittelalter herrührenden Trinkröhrchen vor, mit deren Hilfe der Kommunikant in der älteren Zeit aus dem unhandlichen Kelch den Abendmahlswein zu saugen pflegte, während später, als dieser Grund bei kleineren Kelchen hinfällig geworden war, die Gefahr, daß etwas von dem Blute Christi verschüttet werden könnte, für die Beibehaltung angeführt wurde. Die allgemeine Mißstimmung, welche aus ästhetischen und hygienischen Gründen gegen diese Böhrchen in seiner Gemeinde herrschte, veranlaßte Pfarrer Strack, sie beiseite zu legen. Wegen dieser Eigenmächtigkeit ward er von seinem Superintendenten Meier zur Rechenschaft gezogen, konnte sich aber außer mit einer Fülle von biblischen und kirchenhistorischen Gründen auch noch damit rechtfertigen, daß Meier, mit zweierlei Maß messend, die Trinkröhrchen selbst in solchen Fällen außer Gebrauch gesetzt hatte, in denen es ihm opportun schien. Landgraf Moritz entschied daher schon drei Tage später, am 23. Februar 1596, daß auch in allen übrigen Kirchen von der Benutzung der Trinkröhrchen beim Abendmahle abzusehen und ausschließlich der gemeinsame Kelch zu verwenden sei. Diesen haben also damals ästhetische und hygienische Gründe empfohlen, gegen ihn werden heute ästhetische und hygienische Gründe ins Feld geführt. Da sich in der Katharinenkirche zu Hamburg noch vier silberne Abendmahlsröhrchen erhalten haben, so wäre die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, solche auch noch in einer hessischen Kirche aufzufinden und sie als liturgisches Denkmal aufzuheben. Am besten würden sie in unserer Altertumssammlung Platz finden.

 

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