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- 102 - Kerl hörst, daß Allarm geschlagen
wird und fragst, was los ist?" an die Eckmauer des gegenüberstehenden
Rathauses. Ich fürchtete, er habe mindestens ein paar Rippen gebrochen,
allein kurz nachher bearbeitete er munter sein Kalbfell. In der Entfernung
hörten wir furchtbares Toben und Schreien, die Herren Bürgergardisten
trafen aber nur spärlich ein; als 50 Mann zusammen waren, marschierten
wir ab. Auf der "großen Brücke" waren etwa 500
bis 600 Personen versammelt, die mit Steinen das Kleefeld'sche Haus
bombardierten und dabei einen Heidenlärm machten. Die Aufforderung,
auseinander zu gehen, wurde mit dem Rufe: "Es lebe die Bürgergarde!"
erwidert, sonst aber im Lärmen und Steinwerfen fortgefahren. Nunmehr
wurde die Aufruhrakte verlesen und dann wiederholt zum Auseinandergehen
aufgefordert: als aber auch die dritte Aufforderung erfolglos blieb,
hieß es "Marsch!" und nun ging es auf den Haufen los,
der aber alsbald in den 6 hier einmündenden Straßen entschwand,
nicht ohne uns unter dem Rufe: "Es lebe die Bürgergarde!"
mit Steinen zu bewerfen. In demselben Maße aber, wie die Zahl
der sich einstellenden Gardisten wuchs, nahm die Zahl der Tumultuanten
ab, so daß gegen 11 Uhr die Ruhe hergestellt war. - Am folgenden
Tage wurde die Bürgergarde mündlich zu nachmittags 3 Uhr auf
den Markt beschieden und ihr hier der nötige Vorhalt wegen der
gestrigen Lauheit gemacht, auch, da einzelne Gardisten sich mit Unkenntnis
der Signale entschuldigten, diese mit Trommel und Hörn gegeben.
Nach eindringlicher Ermahnung wurden die Mannschaften entlassen, nur
der Schützenzug der 1. Kompagnie mußte bleiben. Wir erhielten
nun den Befehl, abends 8 Uhr die Wache zu beziehen, unter allen Umständen
besetzt zu halten und, wenn nötig, von der Waffe Gebrauch zu machen.
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