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geworden. Es war aber für diesen Tag auch die Rekrutierung für Zwergen angesetzt und ich hatte schon am Morgen allerlei verdächtige Äusserungen gehört, weshalb ich mich, sobald ich mit dem Fruchtempfang fertig war, doch noch auf die Wache begab. Gegen 5 Uhr abends wurde dort gemeldet, daß die Rekruten aus Zwergen in Gemeinschaft mit anderen Einwohnern von dort in der Stadt allerlei Unfug trieben, in den Wirtschaften die Gläser zerschlügen u. s. w. Eine Patrouille rückte ab, trieb die Gesellschaft zusammen und zum Sälbertore hinaus. Allein kaum war die Patrouille auf der Wache wieder angekommen, als auch die Zwerger, durch das Kasseler Tor wieder hereingekommen, den früheren Unfug fortsetzten. Zum zweitenmal wurden sie zum Sälbertor hinausgetrieben; als sie auch diesmal zum Kasseler Tor wieder hereinkamen, wurde zu Verhaftungen geschritten. Die meisten verließen nun schleunigst die Stadt; aber 8 bis 10 Mann wurden in das Amtsgefängnis abgeliefert. Am nächsten Morgen wurden sie zwar entlassen, später aber zu ganz empfindlichen Gefängnisstrafen (einzelne zu 3 Monaten) verurteilt.
Besser erging es uns mit den Veckerhager Rekruten. Die Veckerhager galten als arge Republikaner und verschiedentlich war uns die Äußerung von dort zugekommen, gelegentlich der Aushebung wolle man den Geismaranern einmal ein Licht anstecken, auch wurde uns bekannt, daß die Rekrutierungspflichtigen mit einer roten Fahne anrücken würden. Es wurde nun bei Kress überlegt, wie wir uns verhalten sollten, und folgendes Verfahren beschlossen und eingehalten. Morgens 8 Uhr an dem betreffenden Tage zog die Wache unter Trommelschlag und geführt vom Leutnant Bauer auf; gegen ½9 Uhr trafen die Veckerhager mit ihrer roten Fahne ein; die Wache trat ins Gewehr und der Bürgermeister, der die Leute begleitete, wurde aufgefordert, die Fahne auf der Wache abzugeben, da es doch nicht passend sei, sie (- es war die Bürgergardefahne -) in den Ratskeller zu stellen. Ganz verdutzt kam man der Aufforderung nach und begab sich dann aufs Rathaus. Das Rekrutierungsgeschäft

 

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