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[Johannes] hannes Schultze: „Landesherrliche Teichwirtschaft in Hessen“. Der Vortragende führte aus: Teiche zur Fischzucht sind in Hessen schon sehr frühzeitig angelegt worden. 1288 wurde von dem ersten hessischen Landgrafen Heinrich der zirka 100 Morgen große Teich bei Frankenberg angelegt. Die größte Ausdehnung erhielt der teichwirtschaftliche Betrieb gegen Ausgang des 16. Jahrhunderts. Die Söhne des Landgrafen Philipp, Wilhelm und Ludwig, haben sich sehr um die Hebung der Fischzucht verdient gemacht. Niederhessen besaß Ende des 16. Jahrhunderts zirka 90 landesherrliche Fischteiche mit einem Umfange von zirka 900 Ackern. Der Umfang der Teiche des Oberfürstentums Marburg betrug damals zirka 300 Acker. Die Fangergebnisse waren bisweilen recht beträchtlich, so lieferten die Teiche des Oberfürstentums z. B. 1557: 426 Zentner (zu 108 Pfund) Karpfen (30515 Stück) und 10 Zentner Hechte. Der größte Teil dieser Fänge wurde von der Hofhaltung konsumiert, die damals einen sehr starken Fischbedarf zeigt. Die Hofhaltung des Landgrafen Wilhelm in Kassel berechnet 1585 ihren jährlichen Durchschnittsbedarf an frischen Fischen auf 700 Hechte, 9000 Karpfen, 1000 Forellen, je 1500 Pfd. Barben und Speisefische und 150 Pfd. Aale. Der dreißigjährige Krieg brachte auch eine starke Verwüstung der Fischteiche, deren Spuren erst allmählich in der Folge wieder beseitigt wurden. Landgraf Karl befaßte sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts wieder energisch mit der Hebung des Teich- und Fischereiwesens, aber bei diesen Bestrebungen ist nicht mehr das Interesse der Hoftafel das leitende Motiv, sondern das Verlangen, mehr Gewinn zu erzielen. Und dieses Verlangen nach Gewinnsteigerung führt nun allmählich bei dem herrschenden unrationellen System, bei den mangelhaften Verkehrsverhältnissen und infolge der im 18. Jahrhundert mehr und mehr eintretenden Abneigung gegen Fischspeise zum völligen Eingehen der Teiche. Zuerst versuchte man es mit Verpachtung, dann aber schritt man, zumal auch die Untertanen zur Hebung ihres Viehstandes darum petitionierten, zur Austrocknung der Anlagen, zur Wiesenkultur. Den Anfang machten

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