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kleiner Raum mit fließendem Wasser, vielleicht eine Büßerkapelle, erhob. Unter der heutigen Kirche, die Barbarossas Zeiten entstammt, wurde die ältere karolingische Anlage festgestellt. Nördlich von der Kirche lag die villa regia, die in den weiteren Bezirk der Pfalz hineingezogen worden war. In der villa regia fand sich das alte Bad noch wohl erhalten, mit nachfließendem Wasserzulauf, das einzige karolingische Bad, das wir vorläufig kennen. Dieser weitere Bezirk der Pfalz schloß sich um den engeren in einem großen Quadrat, dessen Regelmäßigkeit sofort einheitliche Entstehung erkennen läßt. Wie historische Schlüsse und vor allem die zahlreichen Scherbenfunde ergaben, ist diese ganze Anlage der Pfalzenbau, den Karls des Großen Verwaltung geschaffen. Gegen Norden, dort wo sich der Blick zum Rhein und auf die sonnigen Abhänge des Landes öffnet, lag wohl der eigentliche Wohnpalast der karolingischen Herrscher. Von seinem Aufbau können wir uns durch Architekturfunde eine genauere Vorstellung machen. Die letzte Kampagne im Herbst 1913 ergab, daß diesem großen Pfalzenbau noch ein gewaltiger Rundbau nach Osten hin vorgelagert war, der sich in einem breiten charakteristisch karolingischen Tore öffnet. Wie es scheint, haben sich die Wirtschaftsbauten der Pfalz nach Süden hin erstreckt. Hier werden die weiteren Forschungen einzusetzen haben. Ingelheim gibt den Normalplan der karolingischen Kaiserpfalz so deutlich, wie er an keiner anderen Stelle bisher zu Tage trat. Was sich dort gefunden, läßt sich durch den Vergleich mit der karolingischen Kunst der Gegend selber deutlich als importierte Hofkunst erkennen, die wie ein befruchtender Strom in die alte provinzielle Kunst hineinbrach. — Der Vortrag war begleitet von der Vorführung zahlreicher Lichtbilder. Der Hörer empfing einen starken Eindruck von der großen entsagungsvollen Arbeit, die hier freilich an eine für die Entwickelungsgeschichte unserer Kunst höchst wichtige Aufgabe seit Jahren gesetzt wird und künftig unter günstigeren Verhältnissen fortgeführt werden kann, da die Denkmälerkommission dank dem hessischen Enteignungsgesetz die

 

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