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der Stadt Kassel, eine Gedenktafel am Mahnmal für die Toten beider Weltkriege in der Aue zur Erinnerung an verfolgte Gegner und Verweigerer unter den Kasseler Soldaten 1939-1945 zu stiften.
  

zu 3.: Die Analyse des NS-Verfolgungsapparates sowie von Struktur und Ausmaß der Verfolgung ist besonders wichtig für die geplante Untersuchung des Komplexes der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts in Hessen. Im engeren Sinn baut das Vorhaben auf zwei Vorstudien auf, in deren Rahmen zum einen die Wiedergutmachungsakten von Verfolgten aus Stadt und Landkreis Kassel sowie Akten zur regionalen Geschichte der Wiedergutmachungsbehörden ausgewertet wurden, zum anderen die politische Diskussion um die Wiedergutmachung am Beispiel der Debatten des Hessischen Landtags in den Jahren 1946-1955 analysiert wird. Entsprechende Forschungsressourcen vorausgesetzt, soll auf erweiterter Grundlage der Prozeß der Wiedergutmachung in Hessen u.a. unter den Aspekten seiner rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen, seiner behördlichen Struktur, Dauer und Ergebnisse der Wiedergutmachungsverfahren sowie der Privilegierung oder Diskriminierung von Verfolgtengruppen untersucht werden.
 

2.4  Dietfrid Krause-Vilmar: Forschungen über den Nationalsozialismus in Hessen

  
Die Studien zu "Schutzhaft in Breitenau 1933/34 und 1940-1945" gehen auf die erstmalige wissenschaftliche Erschließung der Akten des ehemaligen Konzentrations- und Arbeitserziehungslagers Breitenau zurück, auf die ich im Rahmen des Forschungsprojektes "Kassel in der Zeit des Nationalsozialismus" durch den Hinweis eines ehemaligen KZ-Gefangenen Ende 1979 gestoßen bin. Diesen sehr dichten Aktenbestand nahm ich gemeinsam mit Kollegen und Studenten unserer Hochschule (der "Projektgruppe Breitenau") zur Grundlage einer Ausstellung, die im Jahre 1982 unter dem Titel "Erinnern an Breitenau 1933-1945"6) in Kassel eröffnet wurde. Eine zweite Fassung dieser Ausstellung wandert bis heute durch hessische Schulen und ist andernorts mehrfach gezeigt worden.7) Die Ausstellung und die Akten wurden zum Grundstein für die im Jahre 1984 mit Unterstützung des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen eingerichtete Gedenkstätte Breitenau in Guxhagen (Schwalm-Eder-Kreis), die seit dem Jahre 1987 mit Mitteln der Hessischen Landesregierung gefördert wird8). Seit 1981 hat die Projektgruppe Breitenau zahlreiche Gespräche mit historischen Zeitzeugen geführt. Ich habe ausgedehnte Archivstudien abgeschlossen und umfangreiche Materialsammlungen angelegt, so daß ich im vorigen Jahr mit der abschließenden Gesamtdarstellung beginnen konnte. Sie ist auf acht Bände angelegt (1: Das Konzentrationslager Breitenau 1933/349) 2: Das Arbeitserziehungslager Breitenau 1940-194510) - 3: Das Verbrechen am

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6) Erinnern an Breitenau 1933-1945. Eine Ausstellung historischer Dokumente. Katalog zur Ausstellung. Hrsg.: Gesamthochschule Kassel, Projektgruppe Breitenau (U. Deuker, D. Krause-Vilmar, R. Nolle, W. Prinz, G. Richter, W. Tiegel u. H. Wiltsch). 4. durchges. und erg. Aufl. Kassel 1984 (Neubearbeitung in Planung)

7) D. Krause-Vilmar/G. Richter/W. Prinz u.a.: Breitenau-Ausstellung wirkt weiter. Mit der Erinnerung leben, in: GhK-Publik, vom 11. Juli 1984, S. 4

8) 1986 wurde ein "Verein zur Förderung der Gedenkstätte und des Archivs Breitenau e.V." gegründet, dem neben Einzelmitgliedern auch mehrere Landkreise und Gemeinden aus Nordhessen angehören. Zweck des Vereins ist die parteipolitisch unabhängige Förderung der Gedenkstätte Breitenau.

9) Vgl. hierzu: D. Krause-Vilmar: Das Konzentrationslager Breitenau 1933/34, in: Eike Hennig (Hrsg.): Hessen unterm Hakenkreuz. Studien zur Durchsetzung der NSDAP in Hessen. Frankfurt 1983, S. 469-489

10) Vgl. hierzu: H. Wiltsch/D. Krause-Vilmar: Das Arbeitserziehungs- und Konzentrationssammellager Breitenau 1940-1945. in: Hessen hinter Stacheldraht. Verdrängt und vergessen: KZs, Lager. Außenkommandos. Hrsg.: Die Grünen im Landtag (Hessen)/L. Bembeneck/F. Schwalba-Hoth. Frankfurt 1984, S. 96-106

 

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