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Rainer Polley

EIN ÜBERHÖFLICHER MINISTERIALVORSTAND

Karl Friedrich von Stiernberg, geb. 22. Juni 1806 in Hanau, gest. 7. September 1891, war vom 21. Juni 1862 bis zum 4. Juli 1864 als Geheimer Regierungsrat Vorstand des kurhessischen Innenministeriums. Mochte er auch in der kurzen Zeit seines hohen Amtes keine herausragende politische Bedeutung im späten Kurstaat gehabt haben, so weisen ihn doch die Akten (StAM, Best. 500, 11, C 30, 1 Vol. I) als einen überaus pflichtbewußten Beamten aus, der sich sogar im Krankheitsfalle Akten an sein Bett bringen ließ. Ein Podagraleiden hinderte ihn aber nicht nur einmal an der Präsenz bei den Sitzungen des Gesamtstaatsministeriums, wofür er sich jeweils entschuldigen mußte. Einen besonders rührigen Entschuldigungsbericht an den Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. verfaßte er unter dem Datum des 24. Januar 1863:

"Allerdurchlauchtigster Kurfürst,
allergnädigster Kurfürst und Herr!

Eurer Königlichen Hoheit verfehlt der ehrerbietigst Unterzeichnete nicht, in Rücksicht auf seine durch ein Fußleiden verhinderte Theilnahme an der letzten Sitzung des Gesammtstaatsministeriums allerunterthänigst davon Anzeige zu machen, daß, während dadurch die laufenden Geschäfte einen Aufschub nicht erlitten haben, derselbe wieder den Arbeiten im Geschäftslokale des Ministeriums selbst sich unterzogen hat, an der allerunterthänigsten persönlichen Meldung derselbe jedoch dadurch gehindert ist, daß er gehörige Fußbekleidung nicht zu tragen vermag.

In tiefster Ehrerbietung verharret
Eurer Königlichen Hoheit
allerunterthänigster, treugehorsamster, pflichtschuldigster

Stiernberg.

Cassel, am 24. Januar 1863."

Dieser etwas umständliche, noch dem barocken Kanzleistil verpflichtete Bericht muß im Geheimen Kabinett des Kurfürsten einige Heiterkeit ausgelöst haben, denn es wurde auf dem Blatt der tiefsinnige Vermerk angebracht:

"Cassel, am 7. Februar 1863.

Dient zur Nachricht, daß das Leiden im Kopfe war."

 

 

 

 

 

 

 

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