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Bei der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen ist neu erschienen:

Uta Löwenstein: Quellen zur Geschichte der Juden im Hessischen Staatsarchiv Marburg 1267 -1600. Wiesbaden 1989, 3 Bde. mit 561,610 und 672 S., Efalin, zus. 88,- DM, ISBN 3-921434-12-2.

Mit diesen Bänden liegt ein umfangreiches Quellenwerk zu dreieinhalb Jahrhunderten jüdischer Geschichte in der Landgrafschaft Hessen-Kassel und den angrenzenden Gebieten vor. In chronologischer Folge werden die im StA Marburg zum Thema Juden nachweisbaren Urkunden, Akten, Rechnungen, Protokolleinträge usw. als Regesten dargeboten, insgesamt rund 4 000 Nummern. Ausführliche Inhaltsangaben erschließen die soziale Lage und den Alltag der Juden. Sie zeigen aber auch ihre weitreichenden Verbindungen innerhalb des Deutschen Reiches und außerhalb seiner Grenzen. Familiäre Beziehungen, Reisen zu Geschäfts- und Studienzwecken, aber auch Krieg, Verfolgung und Vertreibung führten manchen freiwillig oder unfreiwillig nach Italien, Frankreich, den Niederlanden und Polen, ja sogar bis in die Türkei. Verordnungen und Schutzbriefe machen deutlich, wie eng begrenzt und reglementiert der Lebensraum jüdischer Untertanen war. Gesuche und Suppliken enthüllen die täglichen Nöte und Sorgen. Rechnungsauszüge belegen, welche Zahlungen und Abgaben die Juden zu leisten hatten. Steuerlisten und Hausratsinventare offenbaren ihre Armut, denn Wohlhabenheit und Einfluß waren nur wenigen vorbehalten, die als Hofagenten oder Ärzte im Fürstendienst Ansehen erwarben. Berichte über Bekehrungsversuche und Taufen lassen die konfessionellen Auseinandersetzungen erkennen. Prozeßprotokolle zeugen von persönlichen Verstrickungen.

Historiker erhalten mit dieser Veröffentlichung Zugang zu reichhaltigem Material für vergleichende und weiterführende Studien, Landeskundlern und Ortsgeschichtsforschern eröffnet sich eine Fülle regionaler und lokaler Quellen. Ein umfangreiches Orts-, Personen-und Sachregister erschließt die Bände, wobei sich an den Ortsstichworten die Spannbreite des Materials ablesen läßt: neben den landgräflichen Städten Kassel, Witzenhausen und Marburg begegnen die geistlichen Territorien Fulda und Hersfeld und die Grafschaft Hanau ebenso wie zahlreiche Orte der Wetterau, z. B. die Reichsstädte Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar; von besonderem Gewicht sind nicht zuletzt die vielfältigen Beziehungen zu den großen Judengemeinden in Mainz, Worms und vor allem Frankfurt.

Im Frühjahr 1990 erscheint: Volker Berbüsse: Geschichte d. Juden in Waldeck. Emanzipation u. Antisemitismus bis 1900. Ca. 350 Seiten. Bezug über den Buchhandel oder durch die Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, Mosbacher Straße 55, 6200 Wiesbaden.

 

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