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zählten in den museumsleiterlosen Jahren 1962-1968 zu dem von Zerstörung und Diebstahl besonders betroffenen Museumsgut. Erhebliche Verluste in den Bereichen Pergamenturkunden und Zunftzinn konnten trotz gezielter Sammlungsergänzung seit 1977 nur teilweise ausgeglichen bzw. rückgängig gemacht werden.

Hilfreich für die Rekonstruktion der vor 1938 in der Stadt vorhandenen Bestände ist eine Art zunftinternes Begleit-lnventarbuch, das auch die in das 1938 gegründete Museum nicht übernommenen Güter verzeichnet. So konnte z.B. die damals als zwar "vorhanden", aber mit unbekanntem Standort als "verschollen" vermerkte Lade der Löber, Schuster und Weißgerber von ca. 1580 mit allen Urkunden (ab 1578) 1988 in einem Marburger Antiquitätengeschäft erworben werden.

Sieht man von einer "Zunftkanne", datiert 1549, ab, die noch 1968 verschwand,4 so gehörte lt. Unterlagen zum überlieferten Besitz der Hofgeismarer Zünfte kein herausragend repräsentatives Zinngerät. Es ist dabei ebenso eine ungeklärte Frage, warum im Gegensatz dazu z.B. in der kleineren Nachbarstadt Grebenstein u.v.a fünf sogenannte "Willkomms", z.T. mit reichen Münzbehängen, tradiert sind,5 wie sich unerklärbarer Weise bislang keine Dokumente zu den Hofgeismarer Leinewebern [finden] ließen. Diese Einschränkung mitbedacht, verfügt die Hofgeismarer Sammlung doch über zahlreiche Objekte und Dokumente aller anderen großen Zünfte, darunter die Laden- oder Zunfttruhen, landgräf lichen Zunftbriefe, meist mit Siegeln in Holzkapseln, Zunftgesetze, Lehr- und Meisterbriefe, Zunftmitglieds- und -abrechnungsbücher, Wanderbücher, dazu verschiedene Gerätschaf ten mit Meisternamen, diverses Stadt- und landesgeschichtliches Begleitmaterial (z. B. ältere Graphik) usf. Einige Handwerksgeräte, einzelne Produkte und z.B. auch bauliche Details wie die Offenlegung der Fachwerkkonstruktion des Museums am Beispiel zweier tragender Wände, ergänzen das Bild.

Zweifelsfrei lassen sich in Hofgeismar folgende Zünfte nachweisen: Bäcker, Schmiede und Schlosser, Schneider, Schreiner, Knochenhauer und Maurer, Leinweber, Kaufleute, in den meisten Fällen waren die Handwerker der Nachbarstadt Liebenau in die jeweiligen landgräflichen Zunftbriefe, d.h. in die betreffende Privilegierung einbezogen.

Die seit dem Wiederaufbau der Zunftsammlung ab 1977 verfolgte Konzeption richtete sich immer auf die stadt-, heißt vor allem die wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Fragen im Zusammenhang der Zünfte. Gemäß Absprache im Verbund der Museen um Kassel verzichtet das Hofgeismarer Stadtmuseum gänzlich auf Berufs- oder Handwerkerdarstellung durch wieder aufgebaute Werkstätten. Die Ausnahme einer "Töpferbude" des 19./20. Jahrhunderts gehört in den Zusammenhang des fünf Abteilungen/Räume umspannenden ("vernetzenden") Schwerpunktthemas "8 Jahrtausende Töpferei im Reinhards- [Reinhardswaldraum]

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4 Für ihre Wiederbeschaffung sind 500 DM ausgelobt.

5 Vgl. Windemuth, Christoph: Die Zünfte in der Stadt Grebenstein. In: Heimatjahr-buch Hofgeismar, 1961, S. 48-52, mit Abb. Der Willkommen der Leinewerberzunft von 1697 ist heute Eigentum der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel.

 

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