..

4

 

100 Jahre

Auffindung des Steinkammergrabes bei Züschen und der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde.

 

Zugleich eine Würdigung der Ehrenmitglieder des Vereins,

Baron Felix von Gilsa zu Gilsa,

Rittergutsbesitzer,

Dr. phil Johannes Boehlau,

Conservator des Vereins und Direktorialassistent am Kgl. Museum Kassel

 

Der Mühlenbesitzer Schmalz in Züschen bei Fritzlar war vor Jahren auf seinem Acker in der Flur Engelshecke auf eine Reihe von sehr großen Sandsteinen gestoßen, die ihn beim Bestellen des Feldes hinderten. Im Frühjahr 1894 sollte die völlige Beseitigung derselben durch Ausgraben vorgenommen werden: ein hochwichtiges Denkmal der Frühgeschichte unseres Raumes stand in Gefahr, das Schicksal so vieler anderer zu teilen und spurlos vernichtet zu werden. Herrn Rudolph Gelpke, Inspektor auf dem Herrn Wilhelm Garwens-Hannover gehörigen Rittergut Züschen, kam es merkwürdig vor, daß auf dem Basalthügel Sandsteinplatten vorkommen sollten. Er bewegte den Besitzer, nur an den beiden Enden der Sandsteinplattenreihen graben zu lassen. Knochen- und Scherbenfunde bestätigten Herrn Gelpkes Annahme. Auf Kosten von Herrn Garwen führten die Vereinsmitglieder Baron Felix von Gilsa zu Gilsa und Dr. phil. Johannes Boehlau, letzterer Conservator des Vereins, im Frühsommer 1894 die Ausgrabung durch. Zur Sicherung des großartigen Fundes für die Nachwelt erwarb der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde für 600 M den Fundort. Der von Boehlau und Baron Gilsa verfaßte Fundbericht erschien 1898 in den Schriften des Vereins als 12. Supplementheft der "Zeitschrift". Die Ausgrabungsfunde überließ Herr Garwens dem Geschichtsverein geschenkweise, mit dessen Sammlung sie im Landesmuseum Kassel aufbewahrt wurden (Inv. IM No. 1067 - 1099). Das Steinkammergrab Züschen und die dort gemachten Funde ermöglichen uns heute einen faszinierenden Einblick in die geistige Welt der damaligen Menschen.

 

Freiherr von und zu Gilsa machte die wissenschaftliche Öffentlichkeit 1894 zuerst auf den sensationellen vor- und frühgeschichtlichen Fund aufmerksam. Gilsa, Rittergutsbesitzer auf Gilsa, praktizierender Landwirt, Vorsitzender des von ihm mitbegründeten Provinzial verbandes Kurhessen des Bundes der Landwirte, führte schon früh die Liebe zu seinem engeren Vaterland zur Beschäftigung mit dessen Geschichte. Unermüdlich war er tätig, um aus den schriftlichen Überlieferungen, die ihm namentlich das eigene Familienarchiv bot, neue Aufklärungen zu gewinnen an. Seine Erkenntnisse berichtete er in zahlreichen Vorträgen und Aufsätzen in der "Zeitschrift" des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, in dessen "Mitteilungen", im "Hessenland" und in der "Hessischen Chronik". Vor allem aber zog ihn die vorgeschichtliche Erforschung des Landes an. Er beobachtete auf allen seinen Gängen und Wanderungen den Boden und gab wiederholt wertvolle Hinweise auf Spuren vorgeschichtlicher Besiedlung. Zahlreich sind die Scher- [Scherben]

 

..