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am 25. Mai 1991 - zur „Hoch"-zeit der Abgrenzung war auf Weisung Erich Honneckers der Eisenbahnverkehr über eine technisch fragwürdige Linie über Förtha geführt worden -, der Ausbau der Autobahn A 4 auf jeweils zwei Fahrspuren im „Thüringer Zipfel" zwischen Untersuhl / Thüringen und Wommen / Hessen im Frühjahr 1995 und - nicht zu vergessen! - die Wiedererrichtung vieler kleiner Brücken von nur örtlicher Bedeutung über die Werra wie die - zuletzt - zwischen Oberrieden und Lindewerra die Widerwärtigkeiten einer nahezu vollkommen abgeriegelten Welt vergessen lassen. Wie dies im täglichen Leben der Hessen und Thüringer sich darstellt, berichtete unlängst eine große überregionale Tageszeitung: „Längst schon unternehmen die Hessen nach Bad Salzungen ihren Wochenendausflug, und die Salzunger fahren zum Einkauf nach Bad Hersfeld oder noch lieber ins barocke Fulda. In Salzungen gehören Autos mit hessischen Kennzeichen ebenso selbstverständlich zum Straßenbild wie in Friedewald, Hersfeld oder in Kassel die Autos mit dem alten Salzunger Kennzeichen „SLZ" oder mit dem neuen „WAK" für den Wartburgkreis, in dem die Altkreise Eisenach und Salzungen seit 1994 zusammengeschlossen sind" (FAZ).

 

Letzte Spuren

Wer heute nach Resten oder letzten Spuren der ehemaligen Grenze zwischen Hessen und Thüringen sucht, etwa gar auf dem Patrouillenweg der damaligen Grenztruppen entlangwandern wollte, wie vor neun Jahren der Verfasser dieser Zeilen vom gemeinsamen Grenzpunkt der einstigen amerikanischen, britischen und sowjetischen Besatzungszone bei Eichenberg bis zum ehemaligen Grenzkontrollpunkt Herleshausen, dürfte kaum noch Relikte antreffen. Nur zwischen Kleinensee im Kreis Hersfeld-Rotenburg und Großensee im Wartburgkreis findet sich noch ein Teilstück der alten Grenzanlage: ein schwarz-rot-goldener DDR-Grenzpfahl, ein Stück Betonwand, ein Stück Metallzaun. Vor diesen Stücken der Erinnerung an unselige Nachkriegszeit sitzt ein kleinerer Grenzstein aus heimischem Sandstein im Boden nach Hessen hin mit den Initialen „KP" (Königreich Preußen) und den Initialen „GSW (Großherzogtum Sachsen-Weimar) nach Thüringen hin. Er muß nach 1866 jene Initialen erhalten haben, die an die Stelle des alten Kurhessen traten; die Zeiten - so will es scheinen - hat er unangefochten und unbeschadet überstanden.

R. Bremer

 

 

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