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über den Kirchenhistoriker Heinrich Hermelink ausführte, dessen politisches Auftreten innerhalb der DDP als bedauerliche Neigung, „zuviel zu organisieren" und Ämter häufen zu wollen. Mit Hermelink, der sich bleibende Verdienste vor allem durch seine führende Beteiligung an der grossen Universitätsgeschichte von 1927 erwarb2), trat aber eher ein politischer Aussenseiter denn die konservative Regel innerhalb der Professorenschaft zutage.

 

Die Philosophische Fakultät: Heidegger und Reichwein

Hatte Jan Rohls schon auf die enge wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Bultmann und Heidegger verwiesen, so behandelte Prof. Dr. Bernd Martin (Freiburg i. Brsg.) in seinem Beitrag mehr den Menschen als den Wissenschaftler Martin Heidegger. Der Beitrag stützte sich nicht nur auf jüngere Briefpublikationen3), darunter insbesondere Heideggers mit Hannah Arendt, sondern auch auf umfangreiche neue Aktenfunde (ausgenommen die Freiburger Überlieferung, die verloren scheint). Martin entmystifizierte das Bild Heideggers, der nicht nur als akademischer Lehrer eine besondere Anziehungskraft in vielerlei Hinsicht entwickelte, sondern zugleich ein Mann mit vielen Gesichtern war. Neben seinem wissenschaftlichen Erfolg galt Heidegger schon während der Marburger Zeit als ein Professor mit besonders intriganten Zügen. Heidegger habe, so Martin, unter seinen Kollegen „bleibende Animositäten" geschürt. Kontrapunktisch gegenüber Heidegger wirkte dagegen das Bild des Reformpädagogen Adolf Reichwein, der seine Studienzeit in Marburg verbrachte. Dr. Dieter Wunder (Bad Nauheim) schilderte dabei den wissenschaftlichen und persönlichen Umgang eines Mannes, der über „Chinas Einfluss auf Europa im 18. Jahrhundert" promovierte, ehe er in eine Odyssee von Habilitationsprojekten verwickelt wurde. Ebenso wie Hermelink rechnete Reichwein nicht zum übergrossen konservativen Lager in der kleinen Universitätsstadt. Der Weg zu seinem Ende als Gegner des nationalsozialistischen Regimes 1944 in Plötzensee war damit zwar nicht vorgezeichnet, aber doch früh angelegt.

 

Die Romanistik: Curtius

Als höchst spannungsreich erwiesen sich auch die beiden Porträts über zwei Vertreter der Romanistik und Geschichte. So konnte Dr. Christine Jacquemard-de Gemeaux (Paris/Clermont-Ferrand) mit dem Romanisten

 

 

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