DAS LANDJUDENTUM IN HESSEN

am Samstag, den 23. April 2005 im Bürgerhaus in Weimar/Lahn-Roth (10 km südlich Marburg an der B 3)

Im Landjudentum war die große Mehrheit der jüdischen Bevölkerung in Deutschland seit dem

16. Jahrhundert organisiert. Es war eine Vereinigung von Personen zu einem gemeinsamen Zweck, also eine Körperschaft, deren vornehmliche Zielsetzung in der Selbstverwaltung aller jüdische Angelegenheiten lag. Gab es im Mittelalter sporadische Zusammenkünfte von Rabbinern und Gemeindevertretern, so bildete sich seit der frühen Neuzeit eine eigene Organisationsform im Landjudentum aus. Die durch Vertreibung von Juden aus den Städten bedingte Zerstreuung der Gemeinden führte zur Niederlassung von jüdischen Mitbürgern in Dörfern und Kleinststädten, also auf dem Lande. Die vereinzelt und oft weit von einander entfernt wohnenden jüdischen Mitbürger fanden so zu einer neuen Organisationsform, den Landjudenschaften, die halfen ihre Identität zu bewahren.

Die Landsynagoge Roth wurde 1990 mit Unterstützung des Landkreises Marburg-Biedenkopf durch die Gemeinde Weimar/Lahn erworben. Eine Außensanierung des Gebäudes wurde schon 1993 in Angriff genommen und im Sommer 1995 abgeschlossen. Im gleichen Jahr ging die Synagoge zu einem symbolischen Preis von 1,00 DM in den Besitz des Landkreises über. In den Jahren 1997 und 1998 erfolgte dann die Innensanierung des Gebäudes und am

10. März 1998 wurde sie mit einer Feierstunde der Öffentlichkeit übergeben. In einem Nutzungsvertrag zwischen dem Landkreis und dem Arbeitskreis Landsynagoge Roth e. V. wird dem Arbeitskreis die Durchführung von Veran-Landsynagoge in Roth staltungen gestattet und darüber hinaus die

Aufgabe eines Koordinators für andere an einer Arbeit in dem Gebäude Interessierten – vornehmlich „historischen, kirchlichen, kulturellen Institutionen und Vereinen“, die das Interesse an der regionalen Geschichte stärken und „durch Vermittlung von Kenntnissen über die jüdische Religion und Geschichte und durch das Gedenken an die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der jüngsten deutschen Geschichte zwischenmenschliche Toleranz fördern“.

Neben Vorträgen, die im wesentlichen die Zeit vom 16. bis 20. Jahrhundert umfassen werden Führungen in der Landsynagoge und über den jüdischen Friedhof angeboten. Zum Thema gehört auch die Entstehung des Arbeitskreises sowie die Aktionen zur Sanierung der Landsynagoge Roth.

Die Referenten werden ausgewiesene Kenner der Thematik sein, die sich mit Veröffentlichungen von Quellen (vor allem aus dem Staatsarchiv Marburg) und Darstellungen zum Judentum ausgewiesen haben. Auch sollte es möglich sein, seinerzeit Verantwortliche des Landkreises zu Wort kommen zu lassen.

Aloys Schwersmann