HISTORISCHES AUS STADT UND LAND Die drei Verbesserungspunkte von 1605 Theorie und Praxis der Zweiten Reformation in Hessen-Kassel 2004 wurde mit Ausstellungen und Vorträgen an die Geburt des Landgrafen Philipp von Hessen vor 500 Jahren erinnert.1 Seiner heili-gen Ahnfrau Elisabeth wird 2007 wohl ähnli-che Ehre zuteil, denn dann jährt sich ihr Ge-burtstag zum 800. Mal. Dazwischen war ein Ereignis zu würdigen, das in den hessischen Gemeinden kaum geringere Spuren hinterlassen hat als die beiden Jubilare. Es lässt sich aber offenbar schwerer feiern als sie, denn die Zahl der Aktivitäten blieb begrenzt. Nur das Landeskirchliche Archiv Kassel erinnerte mit einer Ausstellung, die in diesem Jahr durch Hessen wandert, an die Ereignisse vor 400 Jahren: 1605 erließ Landgraf Moritz drei Verbesserungspunkte und leitete damit eine Zweite Reformation ein.2 Sie zielte auf den Einklang zwischen kirchli-chem Leben und biblischem Wortlaut. Beides war den Menschen im 17. Jahrhundert ver-traut und mit ihrem Alltag verbunden. Ihn und ihr Seelenheil sahen sie berührt von den Reformen, die deshalb leidenschaftlich be-kämpft oder verteidigt wurden. Noch 1666 stritten in Ebsdorf bei Marburg zwei junge Männer im Wirtshaus so heftig über die bes-sere Konfession, dass einer den anderen auf dem Heimweg erschlug. 3 Auff Pfingsten [1605] ist zum ersten mal das brot des H. Abendmals gebrochen, und das brot und der wein den communicanten in die hände gegeben worden. Landeskirchliches Archiv Kassel: Mikrofi-chebestand. Kirchenbuch Wenigenhasungen 1604 - 1635, 1648 – 1777.Diese Empfind-lichkeit für theologische Probleme erschließt sich rückblickend um so weniger, je mehr das Wissen über christliche Lehren schwindet. Selbst in kirchlichen Kreisen ist etwa die Frage, wie die Gegenwart Christi im Abend-mahl zu verstehen sei, eher marginal gewor-den. Vor vier Jahrhunderten aber bewegte sie die ganze Gesellschaft. So fanden auch die Verbesserungspunkte sofort ein breites Pub-likum. Der Weg zur Zweiten Reformation 1605 gab Wilhelm Dilich seine „Hessische Chronica“ heraus. Sie war Landgraf Moritz gewidmet und wohl auch von ihm gefördert worden.4 Er könnte dafür gesorgt haben, dass seine Verbesserungspunkte hier eingängig dargestellt wurden: In folgendem [1]605 jar hat L. Moritz / etc. in seinen angefallenen

 

Auff Pfingsten [1605] ist zum ersten mal das brot des H. Abendmals gebrochen, und das brot und der wein den communicanten in die hände gegeben worden.
Landeskirchliches Archiv Kassel: Mikrofichebestand. Kirchenbuch Wenigenhasungen 1604 - 1635, 1648 – 1777.