Zweigvereine 37
U N D L A N D E S K U N D E K A S S E L 1 8 3 4 E . V .
Die Grafen von Ziegenhain waren Nachkommen der schon
im 9. Jahrhundert bezeugten Grafen Gozmar und der Grafen
von Reichenbach. Sie bauten sich im 12. Jahrhundert
auf der Grundlage einer Vogtei über das Kloster Fulda ein
geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Burgwald und
Knüll auf. Sie nannten sich ab 1144 nach der von Gottfried I.
erbauten Burg Ziegenhain. 1205 erbte Graf Ludwig I. die
Ziegenhain (rechts) und Weichhaus (links) in der Topographia von Matthaus Merian 1655
Die Wasserfestung Ziegenhain
Grafschaft Nidda, da er die Schwester des letzten Grafen
von Nidda, Berthold II. geheiratet hatte. Aber auch große
Verluste traten ein wie etwa 1279 ging der größte Teil der
Vogtei über das Kloster Fulda und 1294 das Amt Neustadt
an das Erzbistum Mainz verloren.
Die Grafen von Ziegenhain waren häufi g in Auseinandersetzungen
mit Hessen verwickelt, so auch der Sternerkrieg
(1370–1381), einer gegen die Landgrafen von Hessen gerichteten
Koalition von Grafen, Burgherren und Abteien, die
allerdings letzten Endes gegen Landgraf Hermann II. von
Hessen unterlag.
Nach den entscheidenden Siegen des Landgrafen Ludwig I.
musste Graf Johann II. von Ziegenhain und Nidda 1437 seine
Grafschaften von Hessen zu Lehen nehmen.
Der letzte Graf von Ziegenhain, Johann II. („der Starke“),
starb 1450 ohne männliche Erben und die Grafschaften fi elen
an Hessen, damit war eine Landbrücke zwischen Niederund
Oberhessen hergestellt. Die Landgrafschaft Hessen
baute Ziegenhain zu einer bedeutenden Wasserfestung aus,
die nicht nur militärischen Schutz bot sondern auch der Ort
des Landesarchivs, wichtiger Staatsgefangener und bedeutender
Verhandlungen war. Von Ziegenhain gingen auch die
Truppen nach Nordamerika ab. 1866 kam Ziegenhain an
Preußen, war bis 1972 Kreisstadt des gleichnamigen Kreises
und ging dann in der Stadt Schwalmstadt auf.
1537 bis 1546 wurde Ziegenhain unter Landgraf Philipp nach
Plänen des Festungsbaumeisters Hans Jakob von Ettlingen und
des Baumeisters Balthasar von Germersheim zu einer Wasserfestung
ausgebaut. Ein sechs Meter hoher Erdwall mit erhöhten
Rondellen an den vier Ecken umgab nunmehr Schloss und
Stadt. Hiermit wurde die Möglichkeit geschaffen, das umliegende
Gelände mit dem Wasser der Schwalm zu fl uten. Die
Festung besaß nur einen einzigen Zugang über eine hölzerne
Zugbrücke. In der Festungsanlage entstanden neben den Kasematten
im Wall das Zeughaus, zwei Fruchthäuser, ein Brauhaus,
das Archiv, Kasernen und eine Rossmühle. Im Siebenjährigen
Krieg wurde die Festung an französischen Truppen im
Jahr 1758 kampfl os übergeben; 1761 wurde die Festung jedoch
von hessischer Artillerie beschossen und nahm Schaden.
Im November 1806 wurde die Festung auf Befehl des hessischen
Kurfürsten Wilhelm I. der napoleonischen Armee
kampfl os übergeben und schließlich 1807 auf Befehl Napoleons
geschleift. Die Kasematten wurden gesprengt und
die Tore niedergelegt.
Heute ist die Festung Ziegenhain wesentlicher Bestandteil
der Justizvollzugsanstalt (JVA) Schwalmstadt-Ziegenhain.
Um den Erhalt der Festung mit inneren Wassergrabens
(Wallgraben) sowie der noch teilweise vorhandenen äußeren
Grabensystems (Schargraben mit Mühlgraben) kümmert
sich ein engagierter Verein, der Arbeitskreis Festung
Ziegenhain e.V. Der Wallgraben in seiner Vierecksform mit
gerundeten ehemaligen Bastionen ist bis heute das markanteste
Kennzeichen von Ziegenhain.
Ziegenhain
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