Aus Stadt und Land 65
der Armen und galt als Förderin von Kunst
und Wissenschaft, insbesondere der Naturwissenschaften.
Sie war die Tochter des Kurfürsten
Wilhelm II. und seiner Mätresse Emilie
Ortlepp, die er später in zweiter Ehe heiratete
und in den Adelsstand erhob und zur Gräfin
Reichenbach machte. Louise war die älteste
von acht Geschwistern.
Louise Wilhelmine Emilie wurde 1828 in
der Schlosskapelle Wilhelmshöhe konfirmiert.
Nach dem Tod ihrer Mutter wurde sie – wie
es damals üblich war – verheiratet. Sie heiratete
1845 Carl August von Bose (1814–1887),
Sohn eines sächsischen Hofmarschalls. Ihr
Vater Wilhelm II. mochte seine Tochter Louise
ganz besonders, schätzte ihre Klugheit und
Tüchtigkeit und ihr liebevolles und fröhliches
Wesen. Louise lebte meistens bei der Mutter,
pflegte später jedoch viele Jahre ihren kranken
Vater. Während ihrer Ehe lebte Louise mit
ihrem Mann in Frankfurt
am Main, Wiesbaden und
Baden-Baden.
Da sie keine eigenen Kinder
hatte und über genügend
finanzielle Mittel verfügte,
kümmerte sie sich
um Hilfebedürftige. Sie
legte u. a. 1861 mit einer
Spende von 16.000 Gulden
den Grundstock für die Segenskirche
samt Pfarrhaus
in Griesheim. Das Allianzwappen
Bose–Reichenbach-
Lessonitz befindet
sich noch heute am Segenskirche
genannten Gotteshaus.
Aus ihrem Nachlass
erbaute man 1884 eine Kleinkinderschule.
Louise von Bose war auch eine Förderin der
Künste und Wissenschaften, besonders der
Naturwissenschaften. Sie errichtete eine Stiftung
für die Senckenbergische Naturforschende
Gesellschaft in Frankfurt und die „Stiftung
der Gräfin Louise Bose, geb. Gräfin von Reichenbach-
Lessonitz“ für die Universität Marburg,
aus deren Mitteln später das Zahnmedizinische
Institut gegründet wurde.
Da die Gräfin ihre Kindheit in Kassel verbracht
hatte, lagen ihr die Belange der Kasseler
Bevölkerung besonders am Herzen.
Dem Kinderhospital „Zum Kind von Brabant“
(ehemals an der Straße Königstor,
1943 zerstört) erbaute sie ein eigenes Heim
mit 50 Betten. Sie kümmerte sich um kurhessische
Lehrer und deren Witwen und Waisen
und spendete Geld für die Ausbildung
hilfsbedürftiger und verwahrloster Kinder.
Der Stadt hinterließ sie eine Stiftung, die
ihre umfangreiche Kunstsammlung umfasste.
Weiter gehörten dazu persönliche Andenken,
Möbel, und Urkunden, zusammen mit
einer dafür vorgesehenen Villa, dem Bose-
Museum.
Louise und ihr Ehemann (Relief in der Kasseler Luisenstraße)
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