Gut zu Wissen 69
eigenständigen Archiv in einem Raum neben
der Universitätskirche entwickelt hatte.
Kurz vor dem Abbruch auch des letzten Teils
des ehemaligen Dominikanerklosters im Jahr
1887 wurde es in das noch relativ junge Marburger
Staatsarchiv gegeben, das schon länger
darum geworben hatte. Inzwischen arbeiten
vier Personen auf dreieinhalb Stellen. Das
Uniarchiv ist nach wie vor im Staatsarchiv
Marburg untergebracht und nutzt Teile der Infrastruktur
mit, vor allem den Lesesaal, Fotound
Kopierstelle und, ganz wichtig, die Betreuung
der Recherchedatenbank Arcinsys.
Prof. Dr. Eckart Conze warf in seinem Vortrag
einen Blick auf die Zeit des Nationalsozialismus,
plädierte aber auch dafür, sowohl die
Vorgeschichte in der Zeit der Weimarer Republik
als auch die Wirkungsgeschichte nach
1945 in die Untersuchungen mit einzubeziehen.
Die Universität müsse sich intensiver mit
ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. In
seinen Ausführungen ordnete er diese Forderung
in die in den vergangenen Jahren wieder
intensivierten Auseinandersetzungen mit
der nationalsozialistischen Vergangenheit in
Bundesministerien, Landes-, Kreis- und Stadtparlamenten
ein. Es stelle sich die Frage, was
diese Belastungen für die Entwicklung der
Demokratie und freiheitlichen Gesellschaft in
der Nachkriegszeit bedeuteten.
Katharina Schaal
Die Stadt Kassel erwarb im Frühjahr 2016 auf
einer Auktion bei Stargardt in Berlin für um
50.000 Euro 88 Schriftstücke der Brüder Wilhelm
und Jacob Grimm an ihren Verleger, die
Dieterichsche Buchhandlung in Göttingen. Dr.
Brigitte Pfeil, die Leiterin der Sondersammlungen
der Universitätsbibliothek Kassel,
Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek
der Stadt Kassel, hatte auf das Angebot
aufmerksam gemacht. Zusammen mit dem
Kulturamt der Stadt Kassel, Kulturamtsleiterin
Dorothée Rhiemeier, organisierte sie die
Finanzierung und den Erwerb. Die Kulturstiftung
der Länder gewährte dazu einen Zuschuss.
Das Aktenkonvolut befindet sich heute
im Tresor in der Handschriftenabteilung im
Murhardschen Bibliotheksgebäude. Die Briefe
werden jetzt digitalisiert und werden damit
für die Forschung zugänglich. „Die Briefe sind
in einem guten Zustand“, sagt Brigitte Pfeil.
Die Korrespondenz von 1805 bis 1863 umfasse
praktisch das gesamte Erwachsenenleben
der Grimms; sie handele von ihren wichtigsten
Werken, sagt Grimm-Professor Holger
Ehrhardt. Es gehe um Manuskripte und Korrekturen,
Honorare, Frei- und Geschenkexemplare,
Details zu Illustrationen, die Einrichtung
des Drucks und die Abrechnung der Verkäufe.
Seit Juni 2016 bis zum 31. Oktober 2016 ist
in dem neuen Kasseler Museum „Grimmwelt“
die Sonderausstellung Aufs Maul geschaut –
Luther und Grimm wortwörtlich zu sehen.
Gestalter ist der Kurator Dr. Friedrich Block,
der Geschäftsführer der Kasseler Brückner-
Kühner-Stiftung. Hauptthema ist der Einfluss
Martin Luthers auf die deutsche Sprache, ersichtlich
in dem von den Brüdern Grimm begonnenen
Deutschen Wörterbuch. Künstlerische
Animationen, keine „langweiligen“ Texte,
erläutern die Wortbeispiele. Die Ausstellung
zu Kassel, Weinbergstraße 21, kann von Di–So
10–18, Fr bis 20 Uhr besichtigt werden.
Von April bis 31. Oktober 2016 wird in der
Winterkirche der Klosterkirche Haina die
Ausstellung Malerinnen im Umfeld Tischbeins
und der Kasseler Kunstakademie 1777–
1830 gezeigt. Sechzehn namhafte männliche
Maler zählen zur Künstlerdynastie, die vom
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