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weiter; sie machte auf der Fürstlich Nassauischen Jacht die schöne Rheinfahrt; übernachtete in Bingen. Den Tag darauf reiste Napoleon ab, zu Lande, auf der neuen, den Rhein entlang gebauten, erst kurz vorher fertig gewordenen Straße. [Noch im Jahr 1803 hatte man, wie 1631 Kurfürst Anselm Kasimir, (s. S. 131) über Simmern fahren müssen.] Um 3 Uhr Nachmittags kam die Kaiserin Josephine in Mainz an. Zwölf junge Damen, aus den ersten Familien der Stadt, weißgekleidet, Blumenkörbchen tragend, standen auf beiden Seiten der Landungsbrücke. Schon um 11 Uhr war sie erwartet worden; aber weil sie sich nicht ganz wohl befand, war sie so spät von Bingen abgefahren. Daher kam es, daß gleich nach ihrer Ankunft Napoleon durch’s Münsterthor in die Stadt hineinfuhr. Fast gleichzeitig mit seiner Gemahlin langte er beim deutschen Hause an, oder beim „kaiserlichen Palais“, wie es damals hieß. Den Tag darauf ( 21. Sept.) gab er allen Autoritäten Audienz. Der Kurfürst Erzkanzler und der Kurfürst von Baden wurden von ihm empfangen. Sie speisten mit ihm; fuhren nachher mit ihm in’s Theater, wo Talma spielte. Der Kurfürst von Baden hatte seinen Enkel der Kurprinz Karl bei sich, der hier zum ersten Mal die Gräfin Stephanie Beauharnais sah, die später seine Braut ward. Bald hernach kamen noch der Landgraf von Hessen-Darmstadt, (dessen Marstall zur Verfügung des Kaisers sich in Mainz befand), die beiden Nassauischen Fürsten etc.

Viele von den großen Erinnerungen, die sich an Mainz knüpfen, gingen dem Kaiser durch den Sinn, Erinnerungen an Karl d. Gr., an den Rheinischen Städtebund, an Kurfürst Johann Philipp. Wie er später Karl’s d. Gr. Rheinbrücke weit zu übertreffen dachte, tauchten damals schon die Gedanken an den zwei Jahre später geschlossenen Rheinbund in ihm auf. Es ist außer Zweifel, daß er in seinen Unterhaltungen mit den Fürsten und ihren Gesandten Gedanken über die Bildung eines Bundes der deutschen Staaten zweiten Ranges äußerte, daß er sie gewissermaßen schon auf die Auflösung des deutschen Reichs vorbereitete, ihnen zu verstehen gab, daß sie vom Kaiser von Oestereich nichts zu hoffen hätten, aber Alles von ihm. (Am 23. Sept. waren die Gesandten des Erzkanzlers, die von Baden, Darmstadt, Baiern, Wür-[temberg]

 

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