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LXXXIX

des ritterlichen Geschlechts derer Im Hob befand. Der letzte dieses Geschlechts, welches der Stadt viele Schöffen und Bürgermeister gegeben, war Magister Heinrich Im Hob, Rode genannt, welcher mit seiner Ehefrau Elisabeth aus dem Haus derer von Treisbach, da die Ehe kinderlos geblieben war, das gesammte Besitzthum in Marburg nach vorgängiger Genehmigung des Landesherrn Heinrichs des Reichen und des Papstes Sixtus IV. am 21. October 1477 durch Uebergabe der Schlüssel der Brüderschaft des gemeinsamen Lebens zum Eigenthum schenkte. Diese Brüderschaft, um 1400 in den Niederlanden gegründet und seitdem im nordwestlichen Deutschland verbreitet, war kein Mönchsorden, sondern ein freier Verein von Geistlichen und Laien zu einem brüderlich-christlichen Zusammenleben nach dem Vorbild der Apostel. Die Thätigkeit der Brüder umfasste Andachtsübungen, Verkündigung von Gottes Wort in der Landessprache, unentgeltlichen Unterricht in der Religion und in alten Sprachen, Abschreiben der Bibel und der lateinischen Klassiker und Handarbeiten für Arme und die Bedürfnisse der Genossenschaft. Ihr Hauptzweck war darauf gerichtet, eine nicht blos in äusseren Werken und Formen, sondern in gottgefälliger Stimmung des Herzens bestehende Frömmigkeit zu erwecken. Ihre Kleidung war keine mönchische, sondern eine bürgerliche, aber einfache: grauer Mantel, grauer Rock und Beinkleider, dazu eine eigenthümliche kapuzenartige Kopfbedeckung, Gogel genannt. Die Marburger veränderten diesen Namen in Kugel und gaben den Brüdern den Namen Kugelherrn. — Ueber die Wirksamkeit derselben in Marburg haben wir, abgesehen davon, dass sie 1485 den Bau der Kirche vollendeten und im Abschreiben von Büchern fleissig waren, keine eingehenden Nachrichten; wir können aber diesen Mangel durch das, was über den Zweck der Genossenschaft bekannt ist, ersetzen. Ihre Thätigkeit dauerte dahier nur 50 Jahre. Denn, als am 23. Januar 1527 die hiesigen Geistlichen amtlich gefragt wurden, wie sie sich zu den Beschlüssen der Synode zu Homberg, die Einführung der Reformation und Errichtung einer Universität betreffend, stellen würden, erklärten sich die Brüder bereit, ihr Besitzthum zum Besten der Universität

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