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IX

heims eingehend kennen zu lernen, wobei ich in dem Pastor Schrader von St. Godehard einen kenntnissreichen Führer fand, welcher mir die freieste Besichtigung des Domschatzes vermittelte.

In St. Godehard selbst war es hauptsächlich ein grosser Prachtkelch nebst Patene, reich mit eigenartigem Filigran, Email und Steinen besetzt, welcher mich besonders interessirte, weitaus der schönste in Hildesheim. Auch ein auf der Rückseite mit sogen, „braunem Email" geziertes Kreuz und einige textile Arbeiten verdienen Beachtung.

Der Domschatz, eine Sammlung von ca. 85 Kirchengeräthen und Ornamenten aller Art, gehört schon zu den grösseren seiner Art und birgt Stücke von hervorragendem Werth, meist romanischen Styles, unter denen ich den Evangeliencodex des h. Bernward, das Haupt des h. Oswald, drei ganz ausgezeichnet schöne Vortragekreuze in der seltenen Scheibenform (in dem gedruckten Führer als „3 Flabellen" declarirt), ein thurmförmiges Reliquiar, angeblich Modell des ältesten mit Gold gedeckten Vierungsthurmes auf dem Dom, nennen will. Auffallend zahlreiche reichgebundene (Retmann Missale z, B.) und miniaturengeschmückte liturgische Bücher, Bischofsstäbe und Reliquienbüsten aus allen Stylperioden kennzeichnen den Bestand der Sammlung, während z. B. Paramente und Ostensorien in Monstranzform gothischen Styles fast ganz fehlen. Besonders ergiebige Studien zur Geschichte des Filigrans konnte ich hier und in anderen Kirchen Hildesheims zu meiner Freude machen. Zu bedauern ist es, dass das so wichtige und schöne goldene Bernwardskreuz und die zwei Bernwardsleuchter (letztere in zwei elende verglaste zopfige Holzpyramidchen geklemmt und so in wesentlichen Theilen gar nicht zu besichtigen) am anderen Ende der Stadt, in der kleinen unscheinbaren Magdalenenkirche, in jeder Beziehung schlecht aufbewahrt werden, und nicht in den wohlverwahrten Gewölben und Schränken des Domschatzes, wohin sie doch sicher ursprünglich gehörten. In den Sacristeischränken derselben kleinen Kirche findet sich noch ein weiteres schönes, mit Filigran und Steinen geziertes Kreuz und ein sehr schöner kleiner Reliquienkopf (beide aus dem 13. Jahrh.), recht sorglos behan-

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