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XIII

achtung schenkte, ist selbstverständlich. An Reichthum der Ornamentation haben sie nirgends in dem Maasse ihres Gleichen, und auch in der malerischen Gruppirung leisten einige hervorragendes, wie das Wedekind'sche Haus und der Gasthof zum Engel. Leider sind die meisten mit heller Oelfarbe dick beschmiert oder gar wie das Knochenhauer-Amtshaus ganz funkelneu, und wie mich der competenteste lokale Specialist Lachner (der Herausgeber einer Monographie über Hildesheimer Holzbauten) versicherte, falsch, d. h. ohne treue Befolgung der alten Farbenspuren bemalt. Eine derartige Galvanisirung des sog. ursprünglichen Zustandes, die allen Reiz der alten Patina, alles Gefühl für die zuverlässige Ursprünglichkeit eines Baues vernichtet und jeder schlechten Imitation aufgeheuchelt werden kann, sollte man doch endlich vermeiden.

Nur das Wedekind'sche Haus ist noch unberührt geblieben, doch wie lange wird das vorhalten, nachdem die Umgebung: Rathhaus (!) wie Knochenhauer-Amtshaus u. a. so sauber hergerichtet sind? Im Allgemeinen hat Hildesheim wenig mittelalterliche Holzhäuser und lassen die besseren auffallend wenig Dispositionen erkennen, die durch die Art der Benutzung des Hauses (Gewerbe, Handel, Landwirthschaft) bedingt sind. Es scheint sich frühe eine schematische Behandlung festgestellt zu haben. Doch habe ich in engen Gassen noch ganz intakte, weil vernachlässigte Häuser gesehen, welche in dieser Beziehung weit mehr Interesse boten. Bei sorgfältigem Sachforschen dürfte sich in der Beziehung noch Manches ergeben.

Sehr lobenswerth ist es, dass man neuerdings beim Abbruch oder bei Veränderungen von Holzbauten, die leider auch hier noch oft genug zu beklagen sind, die charakteristischen Fragmente wenigstens in das städtische Museum rettet. Es ist das eine in einem alten Kloster installirte (neuerdings mit grossartigem Neubau bedachte) Sammlung, welche Naturalien- und ethnographisches Cabinet, Gemälde- und Alterthumssammlung, sowie Kupferstichcabinet vereint und eine überraschende Ausdehnung für die Grösse des Ortes schon jetzt zeigt. Die Alterthumssammlung ist übrigens keine lokale, auf Hildesheimer Provenienzen beschränkte,

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