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XVIII

Ereignissen fehlt, blüht die Kunst besonders auf. So fällt in die für Deutschland politisch traurige Zeit der letzten Hohenstaufen die Entwickelung des gothischen Stils, in dessen Werken sich der Geist des Mittelalters in seinen verschiedenen Richtungen wiederspiegelt. Das erste grössere Bauwerk, bei welchem der gothische Stil zur Anwendung gelangte, ist die Elisabethkirche zu Marburg. Sie ist zugleich das erste gothische Gebäude, welches die ächt deutsche und später in Deutschland allgemein verbreitete Form der Hallenkirche zeigt. Im Jahre 1236 in Folge der Heiligsprechung der Landgräfin Elisabeth auf Veranlassung von deren Schwager, dem Landgrafen und Deutschordensmeister Konrad begonnen, 1249 in den Osttheilen so weit vollendet, dass die Gebeine der Heiligen in einem kostbaren Sarge auf dem Hochaltar aufgestellt werden konnten, wurde die Kirche im Jahre 1283 gänzlich unter Dach gebracht. Der Ausbau der Thürme zog sich bis weit in das folgende Jahrhundert hinein. Von eingreifenden Um­gestaltungen ist nur das Dach der Kirche betroffen worden, im Uebrigen tritt sie uns in ihrer ursprünglichen Stilreinheit entgegen. Reiches Zierwerk zeigt ihr Aeusseres nur an den Eingängen, welche in ihrer Anordnung noch fast romanisch sind, in den natürlichen Pflanzenformen ihrer Ziergebilde aber das Wesen des neuen Stiles zeigen. Das durch ein Geranke von Wein und Rosen gefüllte Bogenfeld des Hauptportales ist durch die Gestalten der heiligen Maria und zweier Engel geziert; die Thürflügel sind aussen mit herrlichen Eisenbeschlägen, innen mit einem Ueberzug von bemaltem Pergament bedeckt. Das Innere der Kirche macht einen grossartigen und doch schlichten Eindruck. Nicht nur der Chor, sondern auch die Kreuzarme endigen in fünfseitigen Chornischen. Die Pfeiler, mit Ausnahme der reicher gestalteten Vierungspfeiler, bestehen aus einem runden Kern mit vier angelegten schlanken Säulen, deren mit zierlichem Laubwerk geschmückte Häupter die Rippen des Gewölbes tragen. Gerade durch diese Einfachheit der Stützen wird die Wirkung der drei Schiffe als einheitlicher Raum hervorgehoben und erhöht. Die Anordnung der mit einfachstem Masswerk geschmückten Fenster zeigt noch einen Anklang an 

 

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