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schriften zur Vertheilung gelangt seien und dass am 16., 17. und 18. Juli d. J. die Jahresversammlung zu Hersfeld stattfinden werde, sowie, dass im Mai an Stelle der Monatsversammlung ein Ausflug in den Reinhardswald beabsichtigt sei, um zwei Stätten mit Resten aus der Vorzeit zu besichtigen. Herr Museums-Director Dr. Pinder theilte alsdann mit, dass ihm von der Staatsregierung eine Anzahl Druckschriften, Anweisungen über Erhaltung von ausgegrabenen Alterthümern etc. übersandt worden seien und dass dieselben von Freunden der Alterthumsforschung bei ihm in Empfang genommen werden könnten.

Herr Rogge-Ludwig hielt hierauf den angekündigten Vortrag über den Aufstand hessischer Soldaten im Jahre 1806 nach neuen Quellen.

Redner berichtigte die früheren Darstellungen des Aufstandes der hessischen Soldaten auf Grund neuer Quellen, insbesondere der erst im Jahre 1863 durch Veröffentlichung des Briefwechsels Napoleon I. durch Napoleon III. bekannt gewordenen Anweisung, welche ersterer dem Marschall Mortier bei Besetzung Kurhessens ertheilt hatte. In dieser Anweisung wurde ihm Verschwiegenheit und Schnelligkeit im Handeln befohlen. Napoleon schrieb: »Meine Intention ist, dass Hessen-Kassel aufgehört hat, zu existiren. Das Land soll entwaffnet werden. Jeder, der mit den Waffen in der Hand getroffen wird, soll erschossen werden etc.« Mit Mortier rückte zugleich der König von Holland ein. Am 4. November trat der von Napoleon zum Generalgouverneur eingesetzte Divisionsgeneral Lagrange sein Amt an. Die Landeseinkünfte wurden eingezogen, die hessischen Wappen entfernt, die Justiz nach französischem Muster eingerichtet u. s. w. Am 6. November erliess Napoleon den Befehl zur Bildung von drei französischen Bataillonen aus den hessischen Soldaten, welche für den Dienst des Königs von Neapel bestimmt wurden, um sie aus ihrem Vaterland zu entfernen. Diese Anordnung gab den nächsten Anlass zum Aufstande, da sie eine grosse Erbitterung im Lande hervorrief. Die Lieutenants von Uslar und Jung erliessen einen Aufruf, die Franzosen zu bekriegen. In Folge dessen rotteten sich in Allendorf, Gudensberg, Spangen- [Spangenberg] 

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