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LXXXI

Die 2. Hauptversammlung, 10. September, 10 Uhr Vorm., der auch ein inzwischen eingetroffener Vertreter er preussischen Regierung, Geheimerath Persius, beiwohnte, brachte zunächst einen mit einer gewissen Spannung erwarteten Vortrag in französischer Sprache: »les briquetages de la Seille« von Pfr. Paulus-Puzieux. Es hatte anfangs auf einigen Seiten Befremden erregt, dass auf einer Versammlung der deutschen Geschichtsvereine auch die französische Sprache zum Worte kommen sollte; allein es waren unnöthige Besorgnisse, wenn man dabei irgend welche Hintergedanken witterte; Pfr. Paulus, der deutschen Sprache in der Unterhaltung wohl mächtig, um sich ohne Schwierigkeit verständlich zu machen, beherrschte die Sprache doch nicht so, dass er in einem fliessenden Vortrage seiner Aufgabe nach allen Seiten hätte gerecht werden können. Der Vortrag behandelte eine höchst merkwürdige, in anderen Gegenden Deutschlands noch nicht beobachtete Erscheinung, die sich in dem Thale der den grössten Theil Lothringens durchfliessenden, bei Metz mit trübem Wasser in die Mosel mündenden Seille findet. Backsteinlager bedecken weite Strecken des Landes, die einzelnen Stücke nicht geformt, sondern mit der Hand geknetet, die Spuren der Finger, von Erwachsenen, von Frauen, von Kindern noch an sich tragend, tiefe Schichten des Erdbodens, in den sie unregelmässig eingepackt sind, ausfüllend und zu so festem und widerstandsfähigem Untergrund im Laufe der Zeit zusammengepresst, dass z. B. Ludwig XIV. die Festung Marsal auf diesem festen Fundament konnte aufführen lassen. Ein ganzes Volk scheint hier einst in vorgeschichtlichen Zeiten in unzugänglichem sumpfigen Gelände sich den festen Boden zu einem sichern Heim geschaffen zu haben. Die eigenthümliche Erscheinung der »briquetages« hat schon seit langer Zeit einheimische und französische Forscher zu Untersuchungen angeregt und erweckte auch jetzt das lebhafteste Interesse der anwesenden Geschichtsfreunde und Gelehrten; es war dies wahrzunehmen an den vielfachen Anfragen über Einzelheiten, welche an den Vortragenden später gerichtet wurden und welchen dieser mit unermüdlicher Bereitwilligkeit nachkam. Pfr. Paulus hat nachher auch die Liebenswürdigkeit gehabt, jedem, der

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