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XCII

Nekrolog.

Museumsdirektor Dr. Eduard Pinder †.

Den Hingang betagter Gelehrter, die in der Stille ihren Studien oblagen, mögen sie noch so bedeutend gewesen sein, bedeckt ein sanftes Abendroth, ein stilles Abscheiden, wie das Ende eines Herbsttages: man vernimmt es kaum, dass der Tod sie abgerufen. Sie haben seit lange ihr Tagewerk vollendet und man gönnt ihnen die Ruhe, die sie wohl verdienten. Anders aber der plötzliche Schluss eines in der Oeffentlichkeit sich bethätigenden Lebens, sei es eines Beamten, eines Lehrers, eines Gelehrten, der noch in der Vollkraft seines Wirkens steht, er wird laut beklagt und mit Recht, denn er reisst eine Lücke, die nicht leicht ausgefüllt werden kann.

So der unerwartete Tod unseres Kollegen Pinder, der erst im 55. Lebensjahre stand. Wohl hatte ein lähmendes Leiden im Frühling des vorigen Jahres einen harten Angriff auf ihn gemacht. Aber eifrige Pflege, Schonung und eine wirksame Kur in Neuenahr hatten seine Kräfte wieder aufleben lassen, so dass Alle, die seine Widerstandskraft und sein stark pulsirendes Leben kannten, hoffen durften, dass seine Gesundheit wieder für Jahre gebessert sei. Leider war es eine Täuschung. Der thätige Mann, der übertags noch mit Freunden und Bekannten auf der Strasse gesprochen und am Abend äusserst lebendig und aufgeräumt mit den Seinigen verkehrt hatte, verstarb plötzlich in der Nacht vom 18. auf den 19. September 1890 an einer Herzlähmung.

Ernst Reinold Eduard Pinder ward geboren am 4. Juli 1836 zu Berlin als einziger Sohn des Biblio- [Bibliothekars]

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