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Vortrag zu Kassel am 24. Februar 1890.

Der Rachekrieg des Germanicus im Jahre 16 n. Chr.

Von Oberstlieutenant z. D. v. Stamford in Detmold.

Bekanntlich waren die Erfolge der vorhergehenden Feldzüge unbefriedigend. Germanicus wollte daher mit ganzer Macht und nur zu Wasser in das Herz Deutschlands eindringen, um dann den Krieg mit einem Schlage zu beenden. Die ausserordentlichen Rüstungen dafür wurden schon im Herbst 15 begonnen. Es sind auch über den Krieg 16 viele Hypothesen aufgestellt, allein sie litten vorherrschend an ungenügender Berücksichtigung der Schilderung des Tacitus. Professor Knokes Hypothese tritt aber wohl etwas zu sicher auf. So bestimmt dürfte der Feldzug nicht zu zeichnen sein, wie das bei den Römerkriegen überhaupt nicht der Fall sein kann.

Das Thema war in drei Abschnitte getheilt: I. Die Ereignisse bis zum Eintreffen des Römerheeres an der Weser; II. von da bis zur Schlacht am Angrivarenwalle; III. von da bis zur Abberufung des Germanicus.

I. Aus den Vorbereitungen der Römer musste Armin ihren Plan erkennen. Mit beginnender Concentration wurde aber die Lage der Provinzen, gegen Chatten und Brukteren, gefährdeter. Silius musste nun im Frühjahr mit »leichtgerüstetem« Corps in das Chattenland einfallen. Germanicus zog mit 6 Legionen*) zum Entsatze Aliso’s. Die Belagerer (zweifellos Brukteren, Cherusken unter Armin) entwichen bei Ankunft des Germanicus. Silius ward durch »plötzliche Regengüsse« aufgehalten, vermuthlich an der schnell geschwollenen Lahn bei Marburg. Hier mag er des Chattenfürsten Arpus Weib, Tochter und einige Beute erreicht haben. — Anscheinend wollte Armin die Römer- [Römerheere]

*) Dies Heer mochte nicht stärker als ca. 40000 Mann sein, Silius kaum die Hälfte führen. Dort waren die Auxiliaren aus Gallien kaum zur Stelle. Die Feldzüge dauerten keinenfalls in den Juni vermuthlich blos 4 Wochen.

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