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wenn die bei Errichtung hoher Schulen gehegte Absicht nicht vereitelt werden solle. Das Consistorium erklärte sich, obwohl es im Jahre 1749 selbst solche Musiken verboten hatte, mit der Auffassung des Senats einverstanden und theilte dieses der Regierung mit. Nach einigen Jahren war man jedoch wieder auf den früheren Standpunkt zurückgekehrt und erneuerte das Verbot.

Nochmals kam es zu einer scharfen Abweisung der Polizei-Commission mit dem Antrag auf Bestrafung der Studenten wegen Strassenlärms und Verhöhnung des Polizeidieners Nanz. Es wird erwidert, Nanz sei vermuthlich betrunken aus der schwedischen Krone gekommen und könne daher nicht wissen, was ihm passirt sei. Er habe aber den Studenten Stockschläge angedroht und verdiene dieserhalb Strafe. Man wolle zwar die Studenten in Schranken halten, aber auf der anderen Seite sie nicht in die Klasse der Nagelschmiede und sonstigen Handwerksburschen, welche so oft durch Singen und Lärmen die öffentliche Nachtruhe störten, als wovon die Strumpfweber bei ihrem neulich gehabten Aufzug die deutlichsten Proben gegeben, denen aber solches, soviel man wisse, nicht versagt worden sei, herabzuwürdigen sich nicht ermächtigen.

Nicht unerwähnt möge noch bleiben, dass die hohe Landesschule und die Studenten auch bei festlichen Gelegenheiten und bei Trauerfällen in der landesherrlichen Familie durch Festakte und dergleichen ihre Theilnahme bezeugten.

Im Jahre 1705 hielt der Rektor Cramer eine öffentliche Leichenrede auf den Tod der Fürstin. Als Philipp Reinhard sich zum zweiten Male vermählte, wollten die Studenten zum Einzug der jungen Fürstin (März 1706) zu Pferde erscheinen. Da der Graf jedoch eine Nachtmusik beliebte, so wurde beschlossen, Frankfurter Musiker kommen zu lassen und ein von stud. Dörrfeld verfasstes teutsches Carmen zu überreichen. Die Musikcomposition verfasste stud. Müller. Es sollten 4 Exemplare auf weissen Atlas gedruckt werden, nämlich für das gräfliche Paar, den Schwiegervater (Sachsen-Salfeld) und den Prinzen. Die beiden letzteren missriethen jedoch, da die Buchstaben in einander flossen und konnten nicht abgegeben werden. Die beiden anderen, in carmoisin und violetten Sammet eingebunden, mit einer goldnen Borte umfasst, wurden von 2 Edelknaben vorangetragen, sämmtliche Studenten mit vorhergehenden Hoboisten gingen aus dem grünen Hause aus. Wachsfackeln in ansehnlicher Menge wurden neben und vorher getragen. Unterdessen standen die Tische mit den musikalischen Instrumenten im inneren Schlosshof fertig. Unter währender Musik gingen die 4 Deputirten, von jeder Facultät einer, hinauf, überreichten das Gedicht und blieben nach der Musik bei der herrschaftlichen Tafel. Der Bericht schliesst: Und so ist alles glücklich geendigt, da auch die Studenten den Frankfurter Musicis ein Nachtessen im grünen Haus haben zubereiten lassen und sämmtlich sich daselbst mit ihnen in Ehren lustig gemacht haben.

Hintendrein scheint die Veranstaltung doch noch einen Nachgeschmack veranlasst zu haben. Denn das Protokollbuch erwähnt gleich nachher, dass als Professor de Haas von Bremen erwartet wurde und man meinte, die Billigkeit erfordere es, dass die Studenten

 

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